St.-Benno-Kalender Bistum Dresden-Meißen
Jahrbuch 2010
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Grüß Gott, liebe Leserinnen und Leser!
Tina ist ein aufgewecktes kleines Mädchen. Fröhlich plappernd trippelt sie an Mamas Seite durch Wilsdruff. Die Stadt hat sich fein gemacht an diesem besonderen Tag. An allen Fenstern hängen die neuen schwarz-rot-goldenen Fahnen.
Tina beginnt sie zu zählen. Plötzlich unterbricht sie sich und zeigt auf eine verwaschene Fahne, in deren Mitte ein deutlich frischerer heller Kreis leuchtet – dort, wo sich vorher das DDR-Emblem mit Hammer und Zirkel im Ährenkranz befand. „Schau mal, Mutti“, ruft sie, „das Problem ist weg.“
Dies die wahre Episode, die später verselbständigt als anonymer „Kindermund“ über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt wurde, nachdem die Mama sie der Super-TV zur Veröffentlichung sandte.
20 Jahre deutsche Einheit.
Wenn die Euphorie auch längst der Ernüchterung gewichen ist, sollten wir nicht vergessen, dass dafür nach 45 Jahren Spaltung nur elf Monate Zeit blieben und drei Prämissen unabdingbar waren, die bis dahin als unrealisierbar galten: die Friedliche Revolution im Osten, die allein die DDR-Bürger bewirkten – woran gerade die Kirchen wesentlichen Anteil hatten!; die Entschlossenheit und Beharrlichkeit von Bundeskanzler Helmut Kohl, das Zeitfenster optimal zu nutzen; die Bereitschaft der Siegermächte des verbrecherischsten aller Kriege, von ihren Besatzerrechten, wenngleich unter Auflagen, zurückzutreten. Ob die ostdeutschen Revolutionäre „mit Kerzen und Gebeten“ (diese Formulierung soll von
SED-Politbüromitglied Horst Sindermann stammen) in der Masse tatsächlich die Wiedervereinigung erstrebten, ist schwerlich nachweisbar. Sicher ist, dass sie mehr wollten als Reisefreiheit und Bananen.
Für die DDR-Nomenklatura stand die Wiedervereinigung nie wirklich zur Debatte. Frühere Hoffnungen, von Verbalitäten genährt, wurden mit dem Mauerbau ad absurdum geführt. Ihre Einheitsfeindlichkeit trieb geradezu Blüten. So findet sich beispielsweise im Zitatenlexikon, Leipzig 1981, das Stichwort Einheit nicht. Versteckt unter Einigkeit taucht es wie folgt auf: „Die Einheit ist eine große Sache und eine große Losung! Doch die Arbeiterklasse braucht die Einheit unter den Marxisten, nicht aber die Einheit der Marxisten mit den Gegnern und Verfälschern des Marxismus. LENIN (18, 228), Einheit.“
Wer dahinter keine Absicht erkennt, hat offenbar nie etwas von der „Parteilichkeit der Sprache“, die den DDR-Journalisten während des Studiums eingebläut wurde, gehört. Wie weit das ging, belegt eine Anordnung für den DDR-Zoll. Aus den Westpaketen musste jeder noch so harmlose Kalender entfernt werden, in welchem der 17. Juni als „Tag der deutschen Einheit“ (Feiertag der Bundesrepublik) verzeichnet war! Frei von jeder DDR-Nostalgie befasst sich die vierte Edition dieses wieder auferstandenen Jahrbuchs – eine Auferstehung, die es ohne Wende und Wiedervereinigung nie gegeben hätte – mit der Thematik, direkt und indirekt, in Geschichte und Vorgeschichte und anders als die Massenmedien. Jedoch: Der St.-Benno-Kalender lebt als christliches Kaleidoskop von größtmöglicher Vielfalt in Gegenstand und Form. Darum haben wir uns dank der uneigennützigen Mitarbeit zahlreicher Autoren – nicht nur aus unserem Bistum – bemüht. Lesen Sie Wissens- und Nachdenkenswertes, Interessantes, Unterhaltsames, Spannendes, Lustiges …
Für jeden ist etwas dabei!
Und haben Sie Anregungen – wir nehmen sie gern auf.
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