Kälte, Krieg und Unbehaustheit in Dörte Hansens Roman Altes Land
Produktform: Buch
Hansens Roman entwirft Geschichte seit 1940 als ein ahistorisches Schicksalskontinuum, in dem zwar Nationalsozialismus und Shoah nicht vorkommen, aber immer und überall – in der Vergangenheit wie in der Erzählgegenwart des 21. Jahrhunderts – Krieg herrscht. Bei der Protagonistin Vera Eckhoff äußert sich das in einer »Verhaltenslehre der Kälte«, wie sie Helmut Lethen zufolge eigentlich die »Lebensversuche zwischen den Kriegen« charakterisiert, und in einer existentiellen »Unbehaustheit«, wie sie nach 1945 Hans Egon Holthusen und Otto Friedrich Bollnow beschworen haben. Zwischen traumatischem Wiederholungszwang und Kriegsnostalgie schwankend, gibt sich der Roman zugleich ausdrücklich antinostalgisch, indem er die Landlust- und Manufactum-Begeisterung urbaner »Sinnsucher« aggressiv verspottet. Vielleicht liegt in dieser doppelten Optik ein Grund seines Erfolgs.weiterlesen