Wolfgang Mayer König hat sich mit einer hierzulande seltenen Konsequenz vor allem einer literarischen Spezies gewidmet: dem Long Poem, welches versucht, im sogenannten projektiven Vers Subjektives und Objektives, Privates und Historisches durch ein hochgradiges Bewusstsein poetischer Energie zu vermitteln.
Mayer Königs Gedichte bewähren sich durch ein sich Öffnen verschiedener Aussagemöglichkeiten, mit denen weniger hantiert als etwas realisiert wird: das Gedicht selber und keine theoretische Vorstellung vom Gedicht. Mayer König hat bereits verarbeitet, was die „Wiener Gruppe" als Errungenschaft vorführte: organisiertes Sprachmaterial. Auch bei ihm findet man die assoziativ-kombinatorische Methode, aber weit weniger orthodox. Sie ist als Element innerhalb des Gedichtkorpus erkennbar, der sich durchaus wieder mit „Stoff" füllt, der „Inhalt" kennt und anerkennt, ohne Worte über solche Anerkennung zu verlieren. Diese Gedichte kommen ohne ein vorgegebenes Koordinatensystem aus, das von einem bestimmten Augenblick an doch nur zur literarischen Zwangsjacke wird. Diese Freiheit, freie Offenheit des Sich-Aneignens und Variierens macht etwas selbstverständlich, was bei den Älteren noch als literarische Willensübung und zuweilen lediglich als literarisches Sandkastenspiel wirkte. Hier ist die knappe poetische Einsicht, das Leid der anderen und des anderen Einzelnen laut geworden, auf präzise, nirgends übertriebene Art. Mayer Königs Gedichte haben den „Nerv" für das Empfindliche von labilen Verfassungen, Augenblicken, Erscheinungen, sensiblen Schwierigkeiten und Verwirrungen. (Karl Krolow)weiterlesen