Und wenn mich am Tag die Ferne
Duft’ger Berge sehnlich zieht,
Nachts das Übermaß der Sterne
Prächtig mit zu Häupten glüht:
Alle Tag’ und alle Nächte
Rühm ich so des Menschen Los;
Denkst er ewig sich ins Rechts,
Ist er ewig schön und groß. Goethe
Fernweh ist die glühende Sehnsucht die Welt zu erfahren, die Neugierde ein wenig zu stillen. Und es ist wie ein befriedigendes Sättigungsgefühl, wenn man nach der Ferne wieder zu Hause in seinem vertrauten Bett schläft und der Schlüssel zum Briefkasten noch am selben Platz liegt. Was einen aber dennoch immer wieder von neuem hinaus lockt in das Ungewisse, das ist das Einmalige, das Unerwartete, das in keinem Reiseführer verzeichnet steht. Das ist der Gewitter-Windstoß aus blauem Himmel, der die Sonnenschirme herumwirbeln lässt, die Tische umstürzt die Teller mitsamt dem Mittagessen zerschellt. Da gibt es plötzlich helfende Hände. Da brechen alte Formen auf, da sind Freundschaften plötzlich gegenwärtig mit Menschen, die man bisher vielleicht nicht einmal gekannt hat. Da ist alles anders. Das ist wie eine Reinigung. Manch einem mögen diese Erlebnisse klein und unwesentlich erscheinen: ein, ein weit ausgespannter Sternenhimmel oder eine ausweglos scheinende Situation. Mir waren sie Höhepunkte. Genauso gut hätte ich auch andere Höhepunkte gewählt haben können. Nun aber sind es diese. Sie vermögen es, uns zurecht zu rütteln, uns zu dieser Neugeburt zu verhelfen, in der die Steine des Lebensschachspieles unvermittelt neu geordnet sind. Urteile erweisen sich auf einmal als Vorurteile oder es bekommen Maximen plötzlich einen unerwarteten Lebensglanz. Greif nur hinein ins volle Menschenlebenweiterlesen