Im Gegensatz zu anderen Ländern ist die Zahl der in Österreich bis in die 1950er Jahre entstandenen Volksmusikaufnahmen gering. Umso vordringlicher schien es daher, die aus der Zeit von 1902 bis 1939 stammenden Bestände an frühen Tondokumenten zur österreichischen Volksmusik im Rahmen der Gesamtausgabe rechtzeitig zum 100-Jahr-Jubiläum des Österreichischen Volksliedwerkes zugänglich zu machen. Die vorliegenden 84 Aufnahmen – Lieder sowie Rufe und Jodler, aber auch Instrumentalmusik – entstanden vor allem im Salzkammergut und im Pinzgau, zu verschiedensten Anlässen und in unterschiedlichen Zusammenhängen. Sie sind somit nicht das Ergebnis eines systematischen Sammelplanes, und ihre vergleichsweise geringe Zahl spiegelt auch die Skepsis mancher Vertreter der damaligen Volksmusikforschung gegenüber der Schallaufnahme als tauglicher Quelle wider. Dennoch repräsentieren diese Aufnahmen mit ihrem im wesentlichen der „musica alpina“ zuzurechnenden Musikgut Dokumente von entscheidender Bedeutung insbesondere für das Erkennen eines Kontinuums gewisser Lied- und Tanzformen innerhalb der mündlichen Überlieferung. Zu den Urhebern der ältesten Aufnahmen zählen Sigmund Exner, Franz Scheirl und Josef Pommer, während die umfangreichste Serie an Phonogrammen von Karl Magnus Klier stammt. Herbert Lager und Ilka Peter schließlich verdanken wir die akustische Dokumentation des „Tresterns“, eines brauchgebundenen Männertanzes aus dem Oberpinzgau. So finden sich in dieser Edition neben Altbekanntem auch höchst originelle und zum Teil seltene Beispiele als klingende Dokumente zur volksmusikalischen „Zeitgeschichte“. Für die Volksmusikforschung stellen diese Aufnahmen wertvolle historische Zeugnisse aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts dar.weiterlesen