Stil und Nation
Barockforschung und deutsche Kunstgeschichte (ca. 1830 – 1933)
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Der Barock erfuhr im 19. und 20. Jahrhundert eine erstaunliche Um- und Aufwertung. Lange als schwülstig und übertrieben abgelehnt, wurde er erst in den 1870/80er Jahren als eigenwertiger Stil in die kunsthistorische Systematik eingefügt. Bald darauf setzten die Versuche ein, gerade den deutschen Barock unter dem Vorzeichen des Gesamtkunstwerks als Schluss- und Höhepunkt der abendländischen Kunstgeschichte nationalistisch zu vereinnahmen.
Diese Verschränkung von Stildebatte und Nationaldiskurs wird erstmals auf einer breiten Quellenbasis analysiert. Es kann gezeigt werden, wie zwischen ca. 1830 und 1933 zahlreiche Kunsthistoriker, darunter Heinrich Wölfflin, August Schmarsow, Alois Riegl oder Wilhelm Pinder im intertextuellen Austausch Denk- und Deutungsmuster des Barock als Stil und des spezifisch Deutschen in der deutschen Kunst prägten. Die Barockforschung zur Zeit des Deutschen Bunds, des Kaiserreichs und der Weimarer Republik entfaltete eine vielfältige Methodik von der Formanalyse bis zur Geistesgeschichte. Gleichzeitig trug auch die Kunstgeschichte entscheidend dazu bei, bis 1933 ein nationales Identitätskonstrukt zu liefern, das anschließend politisch instrumentalisiert werden konnte.weiterlesen
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