Autobiografie und Zeugenschaft in der Nachgeschichte von Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg
Produktform: Buch
Spezifische Konstellationen erzeugen spezifische Modi des Erzählens, die selbst nicht ohne Geschichte sind. Das wird deutlich, wenn man jene beiden kulturellen Formen in den Blick nimmt, die in der Auseinandersetzung mit Gewalterfahrungen im Kontext des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges besondere Bedeutung erlangt haben, die der Autobiografie auf der einen Seite und die des Zeugnisses auf der anderen Seite. Beide haben weit zurückreichende Traditionen in der europäischen Kulturgeschichte, beide erzeugen je spezifische Aussagemöglichkeiten. So adressiert die Autobiografie in ihren Geltungsansprüchen das Konzept der Individualität, während das Zeugnis sich auf den formalisierten Kontext der Rechtsprechung bezieht. Die Beobachtung, dass diese beiden so unterschiedlichen Formen in der erinnerungskulturellen Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg in einer bislang theoretisch noch kaum reflektierten Weise koexistieren, sich immer wieder vermischen, interagieren und auch spezifische Interferenzen erzeugen, ist Ausgangspunkt dieses Bandes, der Interaktionen und Überlagerungen zwischen Autobiografie und Zeugenbericht zum Sprechen bringen will. Der verhandelte Gegenstand fügt sich freilich nicht der Logik einer Disziplin, und so zielt dieser Band darauf ab, Kollegen und Kolleginnen aus unterschiedlichen Fächern ins Gespräch miteinander zu bringen. Wenn dabei unter Zurückstellung fachspezifischer Begrifflichkeiten nach Erzählungen, ihren Formen und Konstellationen gefragt wird, so zielt dies nicht auf begriffliche Vereinfachung oder gar Vereinheitlichung, sondern ist von der Hoffnung getragen, die Diskussion über Wege der Verständigung und Übersetzung zwischen den jeweils fachspezifischen Perspektiven und Begrifflichkeiten voranzubringen.weiterlesen