Noch Fragen? 0800 / 33 82 637

Stummfilmplakate

Eine Berliner Ausstellung 1924

Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)

Filmplakate gibt es so lange wie es Filme gibt. Bereits die Gebrüder Lumière bewarben ihre Filme mit Anzeigen und Plakaten – wenngleich diese lediglich aus Text bestanden. Je mehr jedoch der Film zum Massenmedium und Industrieprodukt wird, desto wichtiger wird professionelle Werbung. Es entsteht Gebrauchsgrafik, die heute Auskunft über die Sehgewohnheiten von damals gibt. Ab etwa 1920 ließen die großen Berliner Kinos eigene Plakate drucken. Allein der hier mehrmals vertretene Josef Fenneker schuf für das Marmorhaus am Kurfürstendamm einige hundert. Er verarbeitete Eindrücke aus Expressionismus, Art déco und Jugendstil. Nicht zuletzt diese stilistische Vielfalt machte die Werke zu eindrucksvollen Dokumenten, die man auch zur Illustration und atmosphärischen Schilderung der Weimarer Republik heranzog. Theo Matejkos mit dickem Kreidestrich gezeichneten Plakate kamen der Theatralik des Stummfilms entgegen. Sicher war das ein Grund für seinen Erfolg in Berlin. Madame Dubarry (Seite 42) war im Januar 1919 in Wien uraufgeführt worden, nachdem im 7. Akt Szenen der französischen Revolution der Zensur zum Opfer gefallen waren. Auch Matejkos Plakat stieß auf Widerspruch bei der Wiener Polizeidirektion und musste vor der Plakatierung noch die Hürden der Zensur bewältigen. Später meinte er: „O bitte, auch der Umgang mit Zensur will gelernt sein. Schließlich beherrschte ich sie in Wien. Dort malte ich die Dubarry, wie sie sich in den rauen Armen des Henkers windet. Revolutionär – aufreizend! Da ich aber, wie gesagt, Zensur gelernt hatte, verlor das Plakat seinen revolutionären Reiz nach einer kurzen Unterhaltung mit dem Landeshauptmann. Die Revolution ist in Wien noch immer nicht ausgebrochen. Aber daran mag die Schläfrigkeit der Wiener schuld sein.“ Wie bei einigen anderen, bleibt auch bei dem spannenden Plakat Matejkos offen, welchen Film es bewerben sollte. Vielleicht wurde die Produktion infolge der Hyperinflation von 1923 abgebrochen und es blieb beim Entwurf ohne Schrift. Robert Leonards Plakat für Ernst Lubitschs 1923 in Wien uraufgeführtes frühes Meisterwerk Die Flamme, ist eine besondere Kostbarkeit, weil weltweit kein Exemplar mehr existiert. Die hier reproduzierte Broschüre begleitete die Ausstellung im Berliner Club der Filmindustrie in der Friedrichstraße. Das aufwendige Druckverfahren der teils handkolorierten Lithographien lässt eine kleine Auflage vermuten. Bislang sind nur zwei weitere Exemplare bekannt geworden. Das Design stammt von Auchter- Arndt. Der Produzent P. Davidson schreibt: „Das Ausland liebt, nicht so unrecht, im Plakat große Köpfe zu bringen. Sie bieten Einführung Dieses in ihrer psychologischen Wirkung gerade auf den naiven Passanten ein sehr stark wirkendes Moment: den mimischen Ausdruck“. Leonard gibt mit Alles für Geld ein Beispiel. Das Plakat „zieht“ nicht nur durch das, was es zeigt, vermutet Davidson, „sondern mehr vielleicht noch durch das, was es verschweigt. Wenn das Dargestellte die Phantasie und die Neugier des Beschauers anregt, wenn es in ihm den Wunsch aufkeimen läßt, mehr zu sehen, dann ist es vollendet.“ A. Günsburg klagt über die Programmzettel: Man dürfe überzeugt sein, dass einem in den Nilkammerspielen zu Zeiten Tutanchamuns Derartiges nicht geboten worden wäre. Edwin Redslob spricht in seinem Geleitwort vom hohen künstlerischen Reiz dieser nur auf den Moment berechneten Arbeiten. „Es wird spätere Zeiten interessieren, wie hier eigentlich nicht der bestimmte Wille bewußter Auftraggeber entscheidend war, sondern wie vielmehr die Künstler aus eigenem Instinkt sich für die zu stellenden Aufgaben rüsteten und ihre Auftraggeber, oft gegen deren privaten Kunstgeschmack zu Ideen bestimmten, die sich dann stets auch sehr bald als die richtigen und wirksamen herausstellten.“ Heute schauen sich von Fachleuten betreute Schüler gemeinsam Stummfilme an, und reden darüber. Sie werden in ausgewählten Kinos und auf Festivals gezeigt, oft, wie seinerzeit, von Live-Musik begleitet. In Würdigung von Verdiensten um das deutsche Film-Erbe wird jährlich der Reinhold Schünzel-Preis verliehen. Wir erinnern an den Regisseur und Schauspieler mit den Plakaten zu Alles für Geld und Der Graf von Cagliostro. Der Herausgeber Herrmann Zschoche, 1934 in Dresden geboren, hat als Regisseur bei der DEFA 20 Spielfilme gedreht; u. a. Karla, Bürgschaft für ein Jahr, Sieben Sommersprossen, Insel der Schwäne, die Hölderlin-Biographie Hälfte des Lebens und Die Alleinseglerin. 2016 zeichnete ihn die DEFA-Stiftung für das künstlerische Lebenswerk aus. 2019 erhielt er die Berlinale Kamera.weiterlesen

Sprache(n): Deutsch

ISBN: 978-3-947313-03-7 / 978-3947313037 / 9783947313037

Verlag: Edition Fichter

Erscheinungsdatum: 26.09.2019

Seiten: 78

Herausgegeben von Herrmann Zschoche

24,00 € inkl. MwSt.
kostenloser Versand

lieferbar - Lieferzeit 10-15 Werktage

zurück