Tanz in der Sportlehrkräfteausbildung
Habitualisierungen – Ambivalenzen – Widerstände
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Verschiedene Studien zeigen auf, dass sich die weitaus größte Gruppe der Sportstudierenden aus Sportlerinnen und Sportlern rekrutiert, die eine vereinsgeprägte Biographie aufweisen. Die dabei durchlaufenen spezifischen Sozialisationsprozesse und die damit verbundenen impliziten Wissensbestände werden von den Studierenden zum großen Teil unreflektiert in das Studium weitertransportiert und in den meisten fachpraktischen Veranstaltungen kaum in Frage gestellt. Der erlernte instrumentelle Körpergebrauch der Studierenden erschwert dabei den Zugang zu einem gestalterisch-kreativen Bewegungshandeln in den verpflichtenden Veranstaltungen im Bereich „Gestalten, Tanzen, Darstellen“. So verweisen dann auch Tanzdidaktiker*innen auf die Schwierigkeiten von Studierenden, sich auf expressive Bewegungsformen einzulassen, was mitunter zu einem ablehnenden Verhalten führen kann. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Mechanismen des Widerstandes von Sportstudierenden in der Sportlehrkräfteausbildung gegenüber Tanz zu rekonstruieren. Für eine theoretische Rahmung kommen dabei insbesondere das Habitus-Konzept von Pierre Bourdieu sowie gendertheoretische Ansätze zur Anwendung. Mit Hilfe dieser Ansätze lässt sich erklären, wie sich die spezifischen Erfahrungen der Sportstudierenden (die sie beispielsweise in ihrem Schulsport oder in ihrem Sportverein erworben haben, insbesondere in organisierten und institutionalisierten Mannschaftssportarten wie Fußball und Handball) als implizites Wissen in ihren Körpern verfestigen und aus diesem Grund nur schwer reflektier- und veränderbar sind. Darüber hinaus wird empirisch untersucht, in welchen spezifischen Situationen im Tanz sich die Widerstände zeigen und wie die Studierenden mit diesen umgehen. Mit Hilfe von Interviews werden die subjektiven Deutungsmuster von Interviewpartner*innen rekonstruiert. Die Stichprobe umfasst insgesamt zehn Interviews mit Sportstudierenden sowie zwei Experteninterviews mit Tanzkünstlern, die im Rahmen der Community-Dance-Projekte an den Städtischen Bühnen Bielefeld geführt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass die feld- und genderspezifischen Habitualisierungen inkorporiert, unbewusst und äußerst stabil sind. Aus den vorliegenden Ergebnissen können die Ambivalenzen und Widerstände von Sportstudierenden im Tanz aufgedeckt und Lösungsstrategien zum Umgang mit diesen identifiziert werden. Dabei liegt allen Praktiken eine immanent geschlechtsbezogene Dimension zur Herstellung und Reproduktion sozialer Ordnung zu Grunde. Die durch das Tanzen entstehende Irritation des sportvereinsgeprägten Körperwissens sowie die Reflexion der geschlechtsbezogenen Sozialisation scheinen gut geeignet, um den Weg der Studierenden zu einer pädagogischen Professionalität zu unterstützen. Dies gelingt insbesondere dann, wenn das praktische Reflektieren in Selbstbildungsprozesse überführt werden kann.weiterlesen
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