Der illustrierte Gedichtband Taormina ist die poetische Inszenierung von Gegensatzpaaren, die sich aneinander reiben, miteinander ringen, sich gleichermaßen abstoßen wie anziehen. Letztlich gelingt es dem Werk, diese Unvereinbarkeiten miteinander zu einer ästhetischen Komposition zu vereinen. Die dystopisch monochrome Grausamkeit der Gedichte Leisz Shernharts, deren außerliterarische Grundlage das authentische Kriegstagebuch eines einfachen Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg ist, kontrastiert in Taormina mit utopischer Privatheit, abgebildet durch die Collagen von Arthur Kunz. Deren Grundlage sind Farbfotographien, die dem Künstler während eines Projekts in einem Seniorenwohnheim durch eine kunstbegeisterte Bewohnerin übereignet wurden, welche er durch Skizzen ergänzte. Durch die Bilder wird eine ungezwungen friedliche Idylle evoziert, welche schroff durch die Stimmung der Gedichttexte gebrochen wird. Vor diesem Hintergrund müssen die Schnappschüsse privaten Glücks zwangsläufig trügerisch und verdächtig erscheinen. In Taormina begegnen sich ein Mann und eine Frau, deren Vergangenheit durch das Werk zur zeitlosen Gegenwart wird. Bild versöhnt sich mit Text, Glück trifft auf Schmerz. Krieg entdeckt Frieden, Leben wird Tod und Wahrheit zur Fiktion.weiterlesen