Allan Kaprow gilt als Überwinder der Malerei, Begründer der Performance Art und Wegbereiter von Installations- und Partizipationskunst. Belegt werden diese Einschätzungen mit Verweis auf seine zwischen den 1950er und 70er Jahren
ersonnenen Environments, Happenings und Activities. Die Kunstgeschichte begreift sie als räumlich angelegte und Partizipations-basierte Kunstformen, die zumeist im historisch-systematischen Rahmen einer Kritik des modernistischen Kunstwerks verhandelt werden.
Das vorliegende Buch setzt einen Gegenakzent zu solchen Lektüren, indem es von Kaprows eigenem Konzept der Extension, und damit von einer allmählichen Entwicklung der genannten Kunstformen zu einem werkförmig geschlossenen Formzusammenhang ausgeht. Kaprow stellt folglich nicht die Auflösung der Einheit des traditionellen Werks, sondern seine Fortschrift unter neuen Vorzeichen zur Disposition: Sich nach Allan Kaprow mit der Werkfrage zu befassen bedeutet, seine klassische Form mit ihrer Entgrenzung zu einem Verständnis von Kunst als Praxis zusammenzudenken. Dabei kommt das Werk als Praxis keineswegs nur gemäß seinen eigenen Absichten in den Blick. Spätestens nach dem Tod des Künstlers ist die konstitutive Rolle der Nachwelt für die Tradierung und kreative Gestaltung seiner künstlerischen Arbeit aus der Latenz getreten. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer Kritik der Bedingungen, unter deren Vorzeichen sich die Kunst gegenwärtig wandelt.weiterlesen