Mit Anton Baron von Klesheims und Franz von Suppés Theaterstück Prinz Liliput und das tapfere Schneiderlein, das im Oktober 1855 im Theater an der Wien erstmals aufgeführt wurde, entstand in Wien eine Theaterform, die heute nicht mehr wegzudenken ist: das professionelle Theater für ein Kinderpublikum. Durch seine Vielfalt an Autoren und Autorinnen, Komponisten, Aufführungsorten und -räumen, Darstellerensembles, Genres, Themen sowie der Ästhetik der Ausstattung stellte das Theater für Kinder von Beginn an eine sehr hybride Theaterform dar, die sich stets u. a. den politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen Umständen anpassen konnte. Die vorliegende Studie untersucht anhand eines vielfältigen Quellenkorpus die Entstehung und den Wandel des Theaters für Kinder im Zeitraum von 1855 bis 1881. Sie umfasst zwei Teile: Der erste Teil beinhaltet eine Darstellung der Geschichte, des Repertoires und der Ästhetik des Theaters für Kinder an den beiden Vorstadttheatern Theater an der Wien und Theater in der Josefstadt. Sie nimmt die Vorläufer des professionellen Theaters für Kinder, die staatlichen Vorgaben einer Kindertheateraufführung und den Wandel des Repertoires in den Blick, bevor Analysen von ausgewählten Stücken den Wandel am Text veranschaulichen. Der zweite Teil enthält Hintergrundinformationen, zum einen biographische Skizzen über Autoren und Autorinnen, Komponisten und Kindertheaterleiter, die sich dem Theater für Kinder widmeten, zum anderen eine Aufstellung des Kindertheaterrepertoires an den beiden genannten Vorstadttheatern sowie schließlich eine Edition der analysierten handschriftlichen Theatertexte der folgenden Autoren und Komponisten: Anonymus/ Franz von Suppé: Die Reise durch die Märchenwelt (dramatischer Bilderbogen, 1862), Wilhelm Wiesberg/ Anonymus: Peter Bloch, der Koch, oder: Der Schatz im Riesengebirge (dramatisiertes Märchen, 1868), Carl Bettelheim/ Ignaz Roth: Robinson Crusoe (dramatisches Gedicht, 1870) sowie Friedrich Blum/Ludwig Gothov-Grüneke: Das Weihnachtsglöcklein von Maria-Zell (komisches Charakterbild, 1874).weiterlesen