In einer Villa am Südrand des Berliner Tiergartens war seit Frühjahr 1940 die Planungs- und Verwaltungsbehörde für die „Euthanasie“-Morde untergebracht. Auf dem Baugrund dieses Hauses und der Nachbarhäuser steht heute die Philharmonie, erbaut von Hans Scharoun, eingeweiht 1963. Der Grundriss der historischen Villa überschneidet sich mit dem Foyer des weltberühmten Konzerthauses. Nach ihrer Adresse Tiergartenstraße 4 wurden sowohl die geheime „Zentraldienststelle" als auch das Mordprogramm selbst benannt, das sich gegen psychisch erkrankte, geistig und körperlich behinderte sowie „rassisch“ und sozial unerwünschte Menschen richtete. Der „Aktion T4" fielen mehr als 70 000 Frauen, Männer und Kinder zum Opfer. Die Gesamtzahl der Menschen, die bis 1945 mittels Gas, überdosierter Medikamente, Nahrungsmittelentzug und durch Mordaktionen ums Leben gebracht wurden, liegt bei mehr als 300 000.
In einer Open-Air-Ausstellung auf dem Vorplatz der Philharmonie und in dem Begleitbuch wird die Geschichte der damals „arisierten“ Villa verknüpft mit dem Lebensweg von Anna Lenkerin, die 1940 in der Gaskammer von Grafeneck starb. Exemplarisch werden Strukturen undWirkungsmechanismen des „Euthanasie“-Programms verdeutlicht. Auch die Vor- und Nachgeschichte der Villa wird veranschaulicht.
Das Buch umfasst 144 Seiten mit 80 Abbildungen, darunter einige bisher unbekannte Dokumente und Fotos. Es enthält die gesamte Ausstellung, weitere Texte und Bilder sowie Kurzfassungen in englischer und in Leichter Sprache.weiterlesen