Aquarelle können altbacken oder gar kitschig sein. Man denke nur an die heiteren Strand-Szenen in Softeis-Farben auf Papier, die im Sommerurlaub von Hobbykünstlern am Straßenrand verkauft werden, an die stark kolorierten Landschaftsdarstellungen mit lila-gelbem Himmel des Expressionisten Emil Nolde, an die sanft dahingegossenen Stillleben mit Äpfeln, Besteck und Trinkgefäßen des „Vaters der Moderne“, Paul Cézanne. Aquarelle haben im 21. Jahrhundert durchaus ein angestaubtes Image. Das mag wohl auch der Grund sein, weswegen die Technik in der zeitgenössischen Kunst nur wenig Beachtung findet. Tobias Wenzel traut sich an die Malerei mit Aquarellfarben heran und verpasst ihr ein Update – mit minimalistischer Formensprache und virtuosem Umgang mit Farbe. (...) Tobias Wenzels Kunst ist auf spielerische Art radikal. In seinem Werk begegnen sich wesentliche Positionen des 20. Jahrhunderts, angefangen mit dem schwarzen Quadrat von Kasimir Malewitsch, dem Schlüsselbild der geometrischen Abstraktion. Man trifft zum Beispiel auf die Formensprache von Künstlern wie Ellsworth Kelly und Imi Knoebel, auf das Atmosphärische und Malerische von Gotthard Graubner, auf das Verspielte und Humorvolle von Richard Tuttle, auf das Rätselhafte von Blinky Palermo.weiterlesen