Tod eines Gnus
Storys
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Der Oberst lehnte sich mit dem Rücken gegen eine Mauer und wandte das Gesicht mit geschlossenen Augen zur Sonne. Mehrere Minuten stand er so. Er war erschöpft und leer, und er vermochte sich nicht zu rühren. Der Tod, dachte er, das Leben, was bedeutet das überhaupt? Was bedeuten Menschen, andere Lebewesen? Er dachte an seine Dienstwaffe, eine kleine, handliche Pistole. Sie lag im Panzerschrank seiner hiesigen Büros, die sich im vorderen Trakt des Sicherheitskomplexes befanden. Er hatte sie niemals benutzt, nicht einmal an den vorgeschriebenen Schießübungen hat-te er teilgenommen. Immerhin wusste er, wie man eine Waffe bedient, wie man sie abfeuert. Das Magazin füllen und einlegen, durchladen, entsichern, zielen. Schoss man, wenn man sich richten wollte, gegen die Schläfe oder durch den Mund? Sicherlich hatte es keine Bedeutung. Der Tod trat in beiden Fällen ein.
Er stieß sich vorsichtig, als würde er ansonsten das Mauerwerk hinter sich beschädigen, von der Wand ab und ging mit fester werdenden Schritten über den Hof. Nur allmählich nahm er das Schlagen von Kirchenglocken, das aus zweihundertfünfundfünfzig Metern Entfernung zu hören war, wahr. Er lächelte still und traurig, und er dachte, nachdem er den vorderen Gebäudetrakt betreten hatte, noch immer über den Abschied vom Leben nach. Seine Büros lagen im ersten Stockwerk. Eines der großen Fenster wies direkt auf die Straße hin, wo weiterhin die Medienvertreter und zahlreiche betroffene, traurige, empörte oder einfach nur neugierige Menschen warteten. Er tastete über die Brusttasche des Oberhemdes, in der seine Karte mit dem Erkennungscode für alle Türen des Gebäudes, auch für die des Panzerschranks, steckte. Der Panzerschrank, das dachte er, die Pistole, in einer Minute konnte alles überstanden, konnte es beendet sein. Durchladen, anlegen, peng.weiterlesen
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