Ohne Übertreibung sind wir berechtigt, das protestantische Persönlichkeitsideal als die religiöse Grundlage der neuzeitlichen Duldung hinzustellen. Die Reformation hat die äußere Form der sichtbaren Kirche zerschlagen und den Schwerpunkt in die unsichtbare verlegt. Die Notwendigkeit einer Kirchenbildung zügelte zwar alsbald den Höhenflug, indem man abermals die organisierte Kirche irgendwie in notwendige Beziehung zum Heile brachte. Der Weg war aber einmal betreten, auf dem man ein neues christliches Persönlichkeitsideal finden sollte. Luthers Bruch mit der Papstkirche vollzieht sich in dem Maße, wie ihm ein von der römischen Auffassung abweichendes Verständnis für den Begriff der unsichtbaren Gemeinschaft der Heiligen aufgeht. Die ecclesia universalis, deren Haupt Christus ist, stellt er über die vom Papste geleitete Gemeinschaft. Die einzelnen christlichen Gemeinschaftsbildungen mißt er nun an der unsichtbaren Kirche Christi, deren Wesen ihm die Schrift erschlossen hat. Für die Glieder der unsichtbaren Kirche fordert er Glaubens- und Gewissensfreiheit.weiterlesen