Dieses Buch soll eine Art Erfüllung des Dichtervermächtnisses sein. Ilhan Berk hat dem Yüksel Pazarkaya vermutlich seinen allerletzten Brief geschrieben in gebrechlichem Zustand mit zittriger Handschrift. Am 27. Juni zwei Monate vor seinem Tod am
28. August 2008 in Bodrum schrieb er einen Brief, in dem er sein Unverständnis darüber ausdrückte, dass seine Gedichte - abgesehen von Anthologien - in Deutschland nicht erschienen sind, während Lyrikbände von ihm unter anderem
in englischer, französischer und spanischer Übersetzung veröffentlicht worden waren.
Ilhan Berks Lyrik ist durch und durch modern, gleichzeitig verwurzelt in den tiefen Quellen der Tradition. Vor allem bedient er sich höchst eigenständig bei den modernen Strömungen. Dabei werden Dingobjekte sowie bereits
zu Schrift gewordene Welt, alles Geschriebene und Gezeichnete in der Ge- schichte, in Wörter und Worte transponiert, übersetzt. Seine Poetik ist dia- lektisch angelegt: Die Übersetzung der Dinge in Sprache geschieht sachlich nüchtern und poetisch zugleich. Das sachlich Scheinende gewinnt Sinnreich- tum. Das Wort mit einem einzigen Sinn tötet bekanntlich das Gedicht, ehe es entsteht.
Als ich den Sinn verstand, verlor ich mein Gedicht.

weiterlesen