Behinderte und kranke Menschen erleben in vielen Bereichen Einschrän kungen und
Diskriminierungen, so auch in der Sexualität. Dass behinderte Menschen ein Recht auf Sexualität haben, ist zentraler Bestandteil der Independent Living Bewegung, der internationalen Bürgerrechtsbewegung behinderter Menschen. Der skandinavische Raum hat hier die Vorreiterrolle inne, Österreich zählt zu den Nachzüglern.
Selbstbestimmtes Leben sollte sich auch auf die Sexualität erstrecken. Doch
anstatt einer selbstbestimmten, lustbetonten Sexualität herrscht eine Sexualität
der Entmündigung, der Demütigung und des systematischen Missbrauchs vor.
Institutionelle Beschränkungen (oft unter dem Prätext des vermeintlichen Schutzes),
wie rigide Heimstrukturen, Unverständnis und Ablehnung durch das betreuende
Personal und fehlende barrierefreie Räumlichkeiten charakterisieren die Situation. Selbstbestimmte Sexualität kann sich nur im Widerstand zu Aufpassern, Moralaposteln und Geschäftemachern entfalten. Dazu zählt auch, dass beeinträchtigte Menschen den Medienschutt vom „perfekten Körper“ in ihren Köpfen überwinden.
Das Buch versammelt Beiträge von MedizinerInnen, die sich mit verschiedenen
Krankheitsbildern im Kontext der Sexualität beschäftigen und Texte behinderter
Menschen, die mit beeindruckender Offenheit und gedanklicher Tiefe von ihrer unerhörten Lust erzählen.weiterlesen