Da ist es schwer, den festen Punkt zu finden, den man Heimat nennt. Die zentrifugale Wirkung beim Bergab wirft viele aus der Bahn. Das Münchener Abkommen, das Hitler 1938 in die Lage versetzte, die Expansion gen Osten zu eröffnen, leitete zugleich die bislang längste und dramatischste Talfahrt deutscher Geschichte ein. Für mich begann eine zyklische Odyssee. Meine Heimat wurde zweimal vernichtet.
Der Sturm der ersten Vertreibung traf sie alle: Henleinanhänger, Kommunisten und gläubige Christen. Und wo sie dann zur Gründung einer neuen Heimat niedergingen, bestimmten sie zunächst nicht selbst. Und ich als Waisenkind sowieso nicht, denn Waisenkinder haben kein gesellschaftliches Eigengewicht, wie später eine Gesetzgebung der Bundesrepublik noch beweisen wird. Zuvor schien mir das Glück hold zu sein. Die DDR, die meine neue Heimat geworden war, nahm mir das Trauma der von den Deutschen verursachten Vertreibung. [.]
Doch dann kam erneut die Odyssee über mich. Meiner ersten Vertreibung folgte mit dem Anschluss der DDR an die BRD die zweite Vertreibung aus meiner Heimat. Diejenigen, die das betrieben, wollten die Vernichtung des sozialen Systems der DDR.'
Die Geschichte von Christin und Ihrer Familie, aufgeschrieben von Ihrem Mann, ist ein bewegendes Dokument menschlicher Schicksale, die durch die gesellschaftlichen Umbrüche im 20. und 21. Jahrhundert bestimmt wurden.weiterlesen