Unszuliebe
Gedichte und Gedichtgeschichten
Produktform: Buch
Was wäre, wenn? Was wäre, wenn ein Gedicht eine Botschaft wäre von Mensch zu Mensch? Wenn jedes Gedicht Teil einer Geschichte wäre? Wenn eine Aufgabe des Dichters wäre, das Leben hinter den Versen oder in den Versen zu skizzieren? Der Autor Wolfgang Steinborn nimmt die klassischen Vermutungen über „das“ Gedicht beim Wort und gibt uns einen Eindruck von der Umgebung, dem Setting, dem Kontext, in dem sich ein Gedicht „ereignet“. So geschieht es in seinem Erstlingswerk „Unszuliebe“.
„Unszuliebe“ liest sich wie das Skript für einen Film oder besser noch wie das Exposé für einen Filmdrehbuch. Tastend, experimentierend nähert sich der Autor seinen Gedichten und fügt sie in einen Erzählzusammenhang ein, eine Szenerie. Und anders als man erwarten würde, schafft es Wolfgang Steinborn das Geheimnis, das Ungesagte, die Leerstellen eines Gedichtes nicht etwa zu lüften, sondern neue Facetten hinzuzufügen. Das Bild der Parkbank wird immer wieder Ausgangspunkt von Begegnungen, in denen auf anscheinend völlig logische Art ein oder mehrere Gedichte Träger von Botschaften, ähnlich den Dechiffriercodes, werden. Sie legen ihre Botschaften offen und verschließen sich gleich wieder, weil die Geschichte hier endet, weil die Szene nicht aufgelöst wird, sondern die Konstellation der hier sprechenden oder schreibenden Menschen wie eingefroren bestehen bleiben.
Wolfgang Steinborns Gedichtgeschichten, dieses Wort hat er für seine Verse erfunden, kreisen immer wieder um die Fragen nach dem gelingenden Leben und der gesuchten Liebe. Ein Zusammenhang wird deutlich und wieder auf die Seite geschoben, um gleich ein weiteres Mal angedeutet zu werden. Am Ende des 80-Seiten-umfassenden Bandes wird der Leser entlassen, wie der stumme Lauscher an der Wand oder der Stille Beobachter aus der Ferne. Es bleibt die alte Frage von Tucholsky, wie es weitergeht, wenn im Kino der Vorhang fällt.
„Unszuliebe“ ist ein sprachlich fein gesponnener philosophierender Fragenkatalog an das Leben und die Liebe, die den klassischen Themen der Lyrik einen anderen Blickwinkel des Verstehenwollens einräumt.
(Copyright 204, Walter Ruß)weiterlesen