Wie weit ist es von Westen nach Osten? Vielleicht näher, als man denkt. In Bettina Gärtners fulminantem Debüt „Unter Schafen“ gibt es östliche Landschaften von archaischer Schönheit, die der technologisch hochgerüstete Westen auf seine Art zu nutzen weiß. Die kostbare Rasse der Swanenschafe, die auf den Wiesen eines georgischen Hochtals grast, ist für den Konzern, der aus ihrem Fett Rohprodukte für die Pharmaindustrie gewinnt, von unschätzbarem Wert. Seinen Sitz hat er im Westen, und er sorgt für seine Mitarbeiter mit rührend-unerbittlicher Autorität. Da sind Fredd und Manek, Norma und Klara, und da ist Klaras Geschichte, die diesen Roman zur tragikomischen Parabel auf unsere Gesellschaft macht. Es ist eine vom Konzernlogo überstrahlte Geschichte von sozialen Fallstricken und menschlichen Untiefen, von der Freundschaft, von der Liebe und von Erinnerungen an abenteuerliche Kindersommer. Aber es ist auch die Geschichte eines Schafes, das in aller Unschuld in einem Stall im Garten steht.
„Unter Schafen“ ist Kriminalroman und Komödie in einem, sein Witz ist der der Sprache, seine Wahrheit beklemmend: Unter Schafen kann es manchmal wie unter Wölfen sein.weiterlesen