Urbane Seilbahnen – Moderne Seilbahnsysteme eröffnen neue Wege für die Mobilität in unseren Städten
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
In immer mehr Städten dieser Welt tun Seilbahnen zuverlässig ihren Dienst als integrierter Bestandteil eines multimodalen Verkehrsnetzes.
Mit dieser Veröffentlichung soll verdeutlicht werden, welche Antworten Seilbahnen auf die Herausforderungen der wachsenden Verkehrsprobleme unserer Städte haben.
Seilbahnen werden bislang kaum wahrgenommen und die Gründe dafür sind schnell erklärt:
- Seilbahnen sind assoziativ bei den meisten Planern und Entscheidern fest mit Tourismus und Skifahren im alpinen Bereich verbunden. Daher können diese sich nicht oder nur sehr eingeschränkt vorstellen, wie solche Systeme in Städten funktionieren können.
- Kenntnisse über Seilbahnen, Seilbahntechnik sowie ihre Anwendungsmöglichkeiten werden an vielen Hochschulen nicht vermittelt. Damit fehlt es Planern und Technikern an der entsprechenden Wissensgrundlage.
- Seilbahnen sind in Mitteleuropa bislang nur selten im urbanen Kontext eingesetzt worden. Die wenigen Beispiele sind weitgehend unbekannt geblieben. Ohne das .Best-Practice-lmaqe" fehlt vielen der Mut zum Nachahmen.
Die Seilbahntechnik hat in den vergangenen Jahrzehnten entscheidende Fortschritte gemacht, die ihre urbane Einsetzbarkeit, Flexibilität und Wirtschaftlichkeit stark verbessert und optimiert haben. Heute stehen ganz andere Qualitäten zur Verfügung als noch in den 1960er Jahren.
Diese Publikation gibt Planern und Elitscheidungsträgern in den Kommunen, Verkehrsexperten, den Hochschulen, Verkehrsunternehmen, Mitgliedern aus Umwelt- und Verkehrsverbänden, Journalisten und den politischen Mandatsträgern Fachinformationen und Planungs- und Entscheidungshilfen zum Thema "Urbane Seilbahnen im Kontext moderner ÖV-Konzepte" an die Hand.
Systemmerkmale von urbanen Seilbahnen
Um die Rolle von Seilbahnen im System der öffentlichen Verkehre sinnvoll bestimmen zu können, müssen zunächst deren wesentliche Systemmerkmale bestimmt werden. Dabei ist zu beachten, dass die Diskussion über urbane Seilbahnsysteme jung ist. Erst seit wenigen Jahren wird von den Herstellern versucht, diesen Markt zu erschließen. Dementsprechend unterliegt die Seilbahntechnik für diesen Bereich einer beachtlichen Dynamik. Immer neue Möglichkeiten werden erprobt, um das Produkt Seilbahn den besonderen Herausforderungen urbaner Verkehrsmärkte anzupassen. Daher ändern sich auch die typischen Einsatzfelder.
Trotzdem sind ein paar Grundaussagen zu den relevanten Merkmalen urbaner Seilbahnsysteme möglich.
Seilbahnen sind Landverkehrsmittel auf besonderem, verkehrsunabhängigem Fahrweg.
- Seilbahnen verkehren Ld.R. im vollautomatischen Betrieb als Stetigförderer (nach dem Paternosterprinzip).
- Seilbahnen können daher mit minimaler Wartezeit beim Einstieg oder Umstieg benutzt werden.
- Seilbahnen setzen in der Regel kleine bis mittlere Fahrkabinen mit einer Kapazität von 6-35 Personen ein, bei Pendelbahnen kommen Kabinen für bis zu 200 Personen zum Einsatz. Daraus ergeben sich je nach der Zahl der Kabinen am Seil Streckenkapazitäten von bis zu 5.000 Personen je Stunde und Richtung.
- Seilbahnen können neben den beiden Endstationen auch mehrere Zwischenstationen haben. Da an jeder Haltestelle die Geschwindigkeit der Fahrzeuge reduziert wird, erhöht sich die Fahrzeit mit der Anzahl der Haltepunkte.
- Seilbahnen werden als sehr schnelles Nahverkehrsmittel mit günstiger Reisezeit wahrgenommen, da sie zwei Punkte auf kürzester Strecke (Luftlinie)verbinden, mit einer konstanten Geschwindigkeit von 27 km/h (50 km/h bei Standseilbahnen) verkehren, die sonst im ÖPNV üblichen Wartezeiten beim Ein- und Umsteigen entfallen, verkehrliche Behinderungen auf der Fahrt nicht vorkommen und das Reiseerlebnis hoch ist.
- Seilbahnen kommen vor allem für kurze und mittlere Entfernungen bis 7 km Luftlinie in Frage. Allerdings gibt es aktuelle Sonderfälle, in denen Seilbahnen auch über sehr viel längere Distanzen konzipiert werden, weil alternative Schienenstrecken wegen schwierigen Geländes deutlich teurer und alternative Busstrecken wegen sehr umwegiger Straßenführung erheblich langsamer wären.
- Seilbahnen werden i. d. R. vor allem linear, also mit wenig Kurven trassiert. Allerdings gibt es neuerdings auch Möglichkeiten einer begleitenden Spurführung, die auch Krümmungen im Streckenverlauf möglich machen und damit eine Anpassung von Seilbahnen an gekrümmte Straßenverläufe oder einen Richtungswechsel von Seilbahnen an wichtigen städtebaulichen Eckpunkten zulassen.
- Seilbahnen werden normalerweise ohne Weichen und Kreuzungen konzipiert. Dennoch sind mittlerweile auch Abzweigungen und Einmündungen technisch möglich. Selbst Kreuzungen und Seilbahnknoten sind vorstellbar, wenn man an der betreffenden Stelle mehrere Seilbahnen enden bzw. beginnen lässt. Das Umsteigen zwischen verschiedenen Seilbahnen ist problemlos möglich, weil ja in kürzester Zeit in jede Richtung die nächste Kabine vorbeikommt.
- Seilbahnen können in der Trassierung jedem Gelände leicht angepasst werden. Sie können alleArten von Hindernissen (Flüsse, steile Berghänge, Autobahnen oder Bahntrassen, große Industrieareale) problemlos und kostengünstiger als alle anderen Öffentlichen Verkehrsmittel überwinden.
- Seilbahnen benötigen sehr wenig Fläche für die Stützen und Stationen. Ein durchgängiger, flächenaufwändiger Fahrweg ist nicht nötig. Daher passen Seilbahnen auch in enge Straßenräume, zumal sie ja sogar Häuser überschweben können.
Aufgrund des geringen Platz- und Infrastrukturbedarfs können Seilbahnen sehr schnell geplant und realisiert werden. Die Bauzeiten beschränken sich auf das Fundamentieren und Aufstellen der Stützen sowie den Bau der Endstationen und Haltestellen. Hierfür werden vielfach vorgefertigte Bauteile verwendet. Daher können urbane Seilbahnen innerhalb weniger Monate errichtet werden.
- Seilbahnen haben eine hervorragende Umweltbilanz, denn als Stetigförderer brauchen sie weniger Energie zum Anfahren, da sie nicht dauernd sog. Losbrechmomente" zu überwinden haben, anders als Bahnen oder Busse. Ein Systemvergleich zeigt klar, dass die Seilbahn in allen Belangen besser abschneidet als die Konkurrenzverkehrsmittel.
- Seilbahnen vermitteln ein besonderes Fahrerlebnis mit vielen interessanten Ausblicken. Daher bedienen sie nicht nur das Transportbedürfnis, sondern auch emotionale Bedürfnisse. Insofern machen Seilbahnen den Öffentlichen Verkehr besonders attraktiv. Während aufgrund der großzügigen Finanzierung aus Mitteln von Gemeindeverkehrsfinanzierungs- und Regionalisierungsgesetz die Investitionskosten einige Jahrzehnte lang eine wenig limitierende Rolle spielten und vor allem im Schienenverkehr viele sehr teure Großprojekte realisiert wurden (U-Bahnprojekte und Projekte der Hochgeschwindigkeitsbahn), wird jetzt bei Entscheidungen zum Öffentlichen Verkehr viel mehr auf Verringerung der Investitions- und Betriebskosten geachtet. Hier kommen Seilbahnen gerade recht. Denn im Vergleich zum konventionellen Schienenverkehr und zu den konventionellen H-Bahnen sind die Investitionskosten von Seilbahnen deutlich niedriger. Und Seilbahnen sind im Vergleich zu Bussen und Bahnen in den Betriebskosten sehr kostengünstig, wegen des geringen Personalbedarfs und Energieverbrauchs. Systematisch gehören Seilbahnen als Bestandteil urbaner ÖPNV-Systeme als Schienenverkehr zum Linienverkehr. Sie bedienen wie Busse und Bahnen oder Linientaxen Relationen mit regelmäßigem Verkehrsaufkommen. Linienweg und Haltestellenfolge sind festgelegt. Dagegen bedarf es bei Seilbahnen keines eigenen Fahrplans, abgesehen von der Festlegung der Betriebszeiten.
- Seilbahnen sind das derzeit barriereärmste öffentliche Transportmittel überhaupt. Niveaugleiche Einstiege gehören hier zum normalen Standard. Aufwendige Rampen oder Behindertenaufzüge sind im Normalfall nicht erforderlich.
Was bedeutet dies nun?
An dieser kurzen Aufzählung der Besonderheiten wird zweierlei deutlich:
- Aus den wachsenden Anforderungen im alpinen Bereich heraus haben sich Seilbahnen von einem Spezialverkehrsmittel mit geringer Förderkapazität zu einem komfortablen Massenverkehrsmittel mit der nötigen Flexibilität für den urbanen Einsatz entwickelt. Durch ergänzende Spurführung, mögliche Abzweigungen oder Umsteigeknoten wird der Aktionsradius von Seilbahnen im urbanen Raum deuticherweitert.
Trotzdem sind Seilbahnen keine .Alleskönner", die man universell für alle Teilaufgaben im öffentlichen Verkehr einsetzen kann. Es geht immer um besondere AufgabensteIlungen und Problemlösungen, die allerdings künftig sehr viel häufiger zur Anwendung kommen können, weil sich das politischplanerische Umfeld deutlich verändert hat.
All dies macht Seilbahnen heute zu einem besonders interessanten Verkehrsmittel für unsere Städte.weiterlesen
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