Frei denken und frei leben – das könnte als Motto über dem Leben von Sergio Giovannelli stehen, italienischer Arbeiter und
Schweizer Bürger, sozial engagierter Freidenker und wacher politischer Geist, seit seiner frühesten Jugend auf der Suche nach einem gerechteren Leben für alle.
Aufgewachsen in den schwierigen Kriegs- und Nachkriegsjahren in einer ligurischen Arbeiterfamilie, kommt er 1963 in der Hoffnung auf Arbeit und ein besseres Leben – nicht nur im materiellen Sinn – in die Schweiz. Doch das ›helvetische Paradies‹ ist anders als erträumt: In den Sechziger- und Siebzigerjahren werden Fremdarbeiter ›per Stück‹ gezählt, Arbeitgeber mischen sich mit grösster Selbstverständlichkeit ins Privatleben ihrer ausländischen Arbeitnehmer ein, und eine ›Überfremdungsinitiative‹ jagt die andere. Die Angst, zurückgeschickt zu werden, ist allgegenwärtig. Doch anstatt sich anzupassen und stillzuhalten, engagiert sich Sergio Giovannelli gegen die Fremdenfeindlichkeit, setzt sich ein für die Vernetzung und Integration der italienischen Migranten und nimmt so weit als möglich teil am politischen und gewerkschaftlichen Leben in der Schweiz. Was ihm dabei hilft, ist sein eigenständiges Denken und seine Kraft, sich die Welt anders vorzustellen, als er sie vorfindet: Seit frühester Jugend schreibt er Gedichte, später Artikel für Zeitungen, er liest, fotografiert und eignet sich autodidaktisch ein immenses Wissen an. Die Schweiz wird ihm langsam zu einer neuen Heimat, nicht zuletzt dank der geteilten Überzeugungen und der grenzüberschreitenden italienisch-schweizerischen Partnerschaft mit seiner Frau Judith. Trotzdem bleibt Italien der wichtige Wurzelgrund seines Lebens, ein Bezugspunkt bis heute.weiterlesen