Der Traum und Albtraum des Salvador Allende Am 11. September dieses Jahres jährt sich der Militärputsch in Chile zum fünfzigsten Mal. Der Putsch ist bestimmt nach der Unabhängigkeit das bedeutendste Ereignis in der Geschichte dieses Landes. Venceremos – wir werden siegen – so lautete die Hymne der Unidad Popular. Prompt gelang der Unidad Popular mit ihrem Kandidaten Salvador Allende bei den Präsidentenwahlen 1970 auch der Sieg. Doch auf den Triumpf und die große Euphorie folgte eine große Niederlage. Nur drei Jahre später wird die Regierung gestürzt, die Demokratie zerstört, die Transformation des Landes gestoppt. Ein Projekt, das die Welt verändern soll, endet in Blut und Gewalt. Im Dezember 2022 und Jänner 2023 bin ich durch Chile gereist und hab mich mit Zeitzeugen aus allen möglichen gesellschaftlichen Schichten über dieses einschneidende Ereignis unterhalten. Sie bilden die Grundlage dieses kleinen Werkes. Die Basistexte, die vor allem die geschichtlichen Hintergründe beleuchten und jedes Kapitel einleiten, sind von mir im ORF-Studio eingelesen und von Ö1 in der Sendung „Betrifft Geschichte“ vom 11. bis 15. September gesendet worden. Die durchgeführten Interviews wurden dabei als O-Töne in die Texte eingeflochten und widergegeben. Hier in diesem Heft habe ich nun die Gelegenheit, etwas genauer auf die Zeitzeugen einzugehen und sie dem Lesenden näher zu bringen. Eine solche Recherchereise darf man sich nicht als ein nüchterner, von A bis Z durchgeplanter Akt begreifen. Im Gegenteil: Es ist eine sehr intensive, oft auch eine sehr emotionale und mit vielen Überraschungen behaftete Auseinandersetzung mit Menschen und deren persönlichen Geschichten. Diese Lebendigkeit soll nun bewusst hervorgehoben werden. Dabei habe ich als Autor im Sinne eine aktive Rolle eingenommen und nehme direkt neben meinen Protagonisten Platz. Als Leser sind Sie herzlich eingeladen, sich ebenso an unseren Erzähltisch zu setzen.weiterlesen