Im Jahr 537 schrieb der Staatsmann und Autor Cassiodorus, die auf verstreuten Laguneninseln angesiedelten Veneti lebten »wie Wasservögel, jetzt auf dem Wasser, jetzt auf dem Land«. Sie hätten reichlich Fisch und Salz und dank des Handels mit Salz »besitzen sie alles, was sie sonst nicht produzieren«. Die einst unter byzantinischer Oberhoheit stehende Lagunensiedlung Venedig wurde um 840 eine unabhängige Republik, die jahrhundertelang die Geschichte des mediterranen Raums und weit darüber hinaus prägen sollte – ökonomisch, politisch und kulturell. Sie wurde zum Scharnier zwischen byzantinischer, muslimischer sowie westlich-lateinischer Welt und ab dem 13. Jahrhundert sogar zum Knotenpunkt eines mittelalterlichen Weltsystems.
Dieses Buch beschreibt die facettenreiche Geschichte Venedigs von 700 bis 1700 im Hinblick auf seine effiziente Außenpolitik, seine innenpolitische Stabilität, seine kooperativen Modelle bei Handelsunternehmungen, seine Entwicklung wohlfahrtsstaatlicher Strukturen sowie seine ökologischen Maßnahmen. Venedig blieb fast 1000 Jahre unabhängig, trotz schwerer Krisen und des allmählichen Verlusts seiner Vormachtstellung. Ein erstaunliches Beispiel gesellschaftlicher Widerstandskraft – und damit eine Inspiration für die Politik des 21. Jahrhunderts?weiterlesen