Was Adam Müller 1808 in Kleists Phöbus am »deutschen Familiengemälde« stört, führt Ifflands Verbrechen aus Ehrsucht gerade zum Erfolg: Der Versuch, aus der familiären Beschränktheit »von regelmäßiger Haushaltung, von Pünctlichkeit in den Amtsgeschäften, [...] von der Entlarvung irgend eines Hausbösewichts« »ein goldenes Zeitalter« abzuleiten. 1784 scheint das noch vielversprechend, nach Napoleons Sieg über Preußen aber völlig unmöglich. Ifflands Sittenschule fällt dabei eher »ernsthaft« als idyllisch aus, denn erst nach schwerer Krise führt sie zur Annahme der Maxime: »sey er redlich, gut und froh«. Dazu muss die Hauptfigur, der junge Ruhberg, seine verblendeten Hoffnungen auf eine Adelige aufgeben, Spielsucht und Griff in die Rentenkasse als schwere Fehler einsehen und sich zu seiner bürgerlichen Familie bekennen.
Am Mannheimer Nationaltheater tritt Iffland 1784 mit Verbrechen aus Ehrsucht gegen Kabale und Liebe an – und gewinnt. Als Bühnenstar, hier in der Rolle des Vaters Ruhberg, hat er das Publikum ohnehin auf seiner Seite. Gelobt werden vor allem der Realismus, die Natürlichkeit und die psychologische Menschenmalerei. Goethe übernimmt den Plot in den Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten (1795) schamlos in die Ferdinand-Novelle, auch wenn Ausgaben oder das Goethe-Handbuch sie für »frei erfunden« halten. In der Neuausgabe erscheint das Stück jetzt erstmals mit den Kupfern von Medardus Martin Thoenert.
Die zweite Auflage zeigt erstmals die zeitgenössischen Kupferstiche des Leipziger Kupferstechers Medardus Martin Thoenert.weiterlesen