Dass "nichts bleibt als eine lange Reihe trivialer Gedanken", wenn man "dem Leben die wenigen Augenblicke der Religion, der Kunst und der reinen Liebe" nimmt, fürchtet bereits in jungen Jahren der zeitweilige Weimarer und rücksichtslose Weltdeuter Arthur Schopenhauer hin. Karl Kochs "Kostbare Tage in Weimar 2000-2020" liefern den Nachweis, dass sich jene trivialen Gedanken besonders zwischen der Weimarer Jakobskirche und Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm bereitwillig jenem Genius loci unterordnen, der nach wie vor die Stadt beseelt und den auch jener mörderische "Bruder Hitler" (wie Thomas Mann ihn in "familiärer Ernüchterung" genannt hat), nicht auslöschen konnte, weil die Fratze des Bösen der gewaltigsten aller Mächte, der unberechenbaren Fähigkeit des Menschen, edel, hilfreich und gut zu sein, wieder einmal weichen musste. Auch das macht Weimar unvergleichlich für Besucher: Sie haben hier ein Zuhause, ein Zimmer in einem Elternhaus, in das sie jederzeit zurückkehren können und das sie noch als Hundertjährige so aufnimmt, als seien sie gerade von zu Hause fortgegangen. Gleichgültig, wie unaufgeräumt, ja vielleicht chaotisch sie es verlassen haben.weiterlesen