Der Gedanke daran, wie etwas geworden und vergangen ist, geht oft verloren in der Allgegenwärtigkeit aktueller Meinungen und Gefühle ebenso wie in der grenzenlosen Dynamik digitaler Gedächtnisse. Vergangenheit ist zur virtuellen Gegenwart geworden. Gleichwohl hat alles Frühere Konjunktur: in zahllosen Rückblicken und Retrospektiven stellt sich die Mediengesellschaft auf sämtlichen Kanälen je aktuelle Bilder von Vergangenheit her. Nie zuvor war Vergessen so gut vereinbar mit der dauernden Revision und dem unablässigen Revirement unterschiedlichster Vergangenheiten. Vor diesem Hintergrund sind die Grenzen zwischen einer kritischen Wertung und einer bloßen Verwertung von Vergangenheit zu bestimmen. Die vielfältige Erinnerungspraxis und Gedächtnispolitik von Kunst, Literatur, Film und Wirtschaft sind das Thema dieses Bands.
Mit Beiträgen von Elena Esposito, Andreas Huyssen, Harun Farocki, Anselm Kiefer, von Elisabeth Wagner, Wendelin Schmidt-Dengler, Christoph Ransmayr, Burkhardt Wolf.weiterlesen