Die Portraitmalerei als eine der klassischen Genres in der Kunstgeschichte, schien mit dem Aufkommen der Fotografie obsolet. Mit der heutigen Flut an Selfies in den elektronischen Medien ist das gemalte Portrait oder Selbstportrait als Mittel der Selbstvergewisserung komplett entwertet. Dennoch ist das Portrait nie verschwunden, wurde immer als malerisches Experimentierfeld bearbeitet und wird in der aktuellen figurativen Malerei der Gegenwart wieder aufgegriffen. Jedoch nicht mehr zur möglichst realitätsnahen Darstellung des Portraitierten, sondern als malerisches Verfahren, in welchem es um Fragen des Bildraumes, der Figur, den malerischen Mitteln, der Abstraktion und um die Vielfalt der individuellen malerischen Ausdrucksmöglichkeiten geht. „Die zeitgenössische Portraitkunst ist zum Transportmittel der subjektiven Stilsetzung, der stilistischen Signatur des Autors geworden“, schreibt Robert Fleck.
So kann auch die Portraitserie VIEL ZEIT GENOSSEN von RICHARD KLAMMER betrachtet werden, der seine Protagonisten immer gleich positioniert und mit seinen sich selbst gesetzten Strukturen des Bildaufbaus dennoch der Persönlichkeit seiner „Modelle“ nachspürt und individuell zu formulieren weiss.
Der Katalog zeigt anhand von 120 ausgewählten Arbeiten die malerische Entwicklung dieser Portraitserie und ist gleichzeitig ein Spiegelbild und eine Hommage an die „Zeitgenossen“ des Malers ist.weiterlesen