Vinko Nino Jaeger – Holzskulpturen selbst gemacht
Queere Notizen vom schreibenden Körper
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Dies ist kein Do-it-yourself-Buch. Zwar wird in Ansätzen die Herstellung einer dreibeinigen Sesselskulptur vorgeführt, jedoch wird das Anleitungsformat deutlich überschritten. Gute Tipps werden zu poetischen Formationen, Übungen zu körperlich-geistigen Herausforderungen existentieller Natur.
Vinko Nino Jaeger zeigt: Handwerk und Kunst sind keine Gegensätze, sondern im Ergebnis Sprachrohr des Körpers.
Abstraktion und Gegenstand
Der Gegenstand dieser Arbeit – der unsichtbare Körper – ist im Kunstwerk – konsequenter weise – nicht sichtbar. Die sichtbaren Formen und Strukturen verweisen lediglich auf den unsichtbaren Körper. Insofern betrachte ich mein Tun als abstrakte Kunst. Es handelt sich – wie bei Kandinsky – um das Geistige – ich nenne es: Das Unsichtbare – in der Kunst.
Dieses Buch nimmt die do it yourself Bewegung zum Ausgangspunkt, um sich mit der Beziehung zwischen dem sichtbaren und dem unsichtbaren trans*gender Körper zu befassen. Im Prozess des Tätigseins, schreibt sich der Körper in einem performativ-skulpturalen Akt in das Material ein. Während er sich selbst als Körper immer wieder herstellt – getrieben vom Selbsterschaffungswillen – bleibt ein Teil des Hergestellten nicht sichtbar. Dieser unsichtbare Teil ist nur durch abstrakte oder nicht bildhafte Mittel andeutbar. Der Körper hinterlässt eine Spur, einen Fußabdruck im Schnee. Den Körper selbst bekommen wir nie zu Gesicht und seine Spur im Schnee schmilzt schnell dahin.
Die fotografische Arbeit mit Text besteht aus zwei Teilen mit den Titeln RITUAL: TEIL 1 und GEHEN: TEIL 2 – Auf dem Holzweg. Im ersten Teil wird die Herstellung eines dreibeinigen Stuhls aus Eichenholz gezeigt, begleitet von Tipps und Übungen. Diese Übungen und Tipps sind keine Handlungsanweisungen, sondern poetische Formationen, Notizen und losen Gedanken. Der erste Teil dekonstruiert Handlungsanleitungen üblicher do it yourself Bücher auf spielerische Weise.
Der zweite Teil besteht ausschließlich aus einer fotografischen Serie mit dem Titel Auf dem Holzweg. Sie zeigt die körperliche Transformation der skulpturalen Arbeit. Im Zuge des Herstellungsprozesses, der fotografisch begleitet wurde, schrieb sich der trans* Körper in das Holz ein. Die fertige Sessel-Skulptur begab sich dann auf eine performative Wanderung und trat dabei in Dialog mit ihrer Umgebung – verschiedenen Bäumen in Prein an der Rax (Niederösterreich). Diese Wanderung der Sessel-Skulptur wurde ebenfalls fotografisch transformiert. Der Stuhl als Skulptur ist erst vollständig, wenn er von einer Person verwendet wird. Sitz niemand darauf, verweist er auf eine Person, die abwesend ist und zeigt so den unsichtbaren Körper.
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