Zu den wenig bekannten und durch die Gulagforschung kaum erschlossenen Seiten der Sowjetgeschichte gehört die Herausgabe von Lagerzeitungen. Von 1923 bis 1960 existierten in der UdSSR insgesamt 476 Lager, in denen zwischen 15 und 18 Millionen Häftlinge gefangen gehalten wurden. Das Karlag, d.h. das Karagandinsker Besserungsarbeitslager, bestand von 1929 bis 1959 in Kasachstan. Die Zeitung Putjowka („Dienstreiseauftrag“) war das Sprachrohr der für kultur-erzieherische Arbeit zuständigen Abteilung der Lagerverwaltung. Die im Lager zu sozialistischen Menschen „umgeschmiedeten“ Häftlinge erhielten nach verbüßter Zwangsarbeit ihre „Putjowka“ in die Sowjetgesellschaft, um in der kasachischen Steppe ein neues Leben zu beginnen. Im Mittelpunkt der vorliegenden Auswahl stehen die Arbeits- und Lebensbedingungen im Karagandinsker Lager. In den Artikeln und Karikaturen kommen der menschenverachtende Charakter und die Ineffizienz des Lagersystems deutlich zum Ausdruck. Damit legen, so zensiert und manipuliert die Berichte auch sind, jene Häftlinge Zeugnis ab, die heute nicht mehr befragt werden können.weiterlesen