Der Dichter und Soziologe Gunter Falk galt als der intellektuelle Motor der „Grazer Gruppe“. Sein verstreut publiziertes essayistisches Werk liegt nun erstmals gesammelt vor. Schon früh befasste sich Falk mit poststrukturalistischen Literatur- und Kulturtheorien, seine Analysen von Herrschaftsbeziehungen sogenannter „Repräsentativkultur“ oder der professionellen Selbstdarstellung von Autor*innen innerhalb eines industriellen Verwertungszusammenhangs sind auch im Detail, mehr als 40 Jahre nach der Erstpublikation, zutreffend. Auch wenn sich die in damaligen Verhältnissen festgestellten Widersprüche (Konkurrenzierung unter Schriftstellern, Monopolisierung am Buchmarkt) mittlerweile verschärft haben, sind Falks Essays auch insofern brisant, als in ihnen über Gesellschaftsbefunde hinausgehend die Möglichkeit von Veränderung aufgerufen wird. Unter diesen Vorzeichen verspricht gerade auch der Wiederabdruck ausgewählter soziologischer Beiträge wie etwa zu Devianz und Suchtverhalten heutigen Leser*innen Erkenntnisgewinn. Die in den Band aufgenommenen Kritiken rufen Falk als engagierten Vermittler einer Neo-Avantgarde (E. Jandl, K. Bayer, F. Mon, M. Bense) in Erinnerung, zu der er mit eigenen poetischen Texten Wesentliches beigetragen hat. Auf selten erreichte Weise verbinden sich in Gunter Falks Essays analytische Schärfe und Inspiration mit kritischer Parteinahme und Selbstreflexion.weiterlesen