Die drei Studien, die in diesem Band zusammengestellt sind, ordnen die dramatischen Schriften Lessings in den großen Zusammenhang der rationalistischen Moderne und ihrer Krise ein. Sie verfolgen in diesem Kontext vor allem die Traditionslinie der auf Reflexion gestützten Kunstlehre und die der Kritik des neuzeitlichen Rationalismus. Diese Neuinterpretation der dramatischen Werke - von Miss Sara Sampson bis zum Nathan - weist nach, daß die Einsichten, die der junge Lessing in die zeitgenössische Ständegesellschaft und in die bürgerliche Kultur gewonnen hat, in die Konzeption der späten Bühnenarbeiten als Komponenten einer Weltauffassung eingegangen sind, die metaphysische Aspekte einschließt, ohne sich von den kritischen Bestrebungen der Anfangszeit abzuwenden. Die Analyse dieser Öffnung des kritischen Rationalismus für die ungelösten Probleme der Metaphysik ermöglicht es der Verfasserin, den inneren Zusammenhang der Lessingschen Dramen aufzudecken und eine Reihe von Gemeinplätzen der Lessingphilologie zu revidieren., z.B. die Annahme, der klassische Toleranzgedanke sei das Leitideal des Dramas Natban der Weise.weiterlesen