Der Autor des Buches, in dem er seine und andere Lebensgeschichten vorstellt, behauptet, älter zu sein als die Stadt, in der er geboren wurde, weil er während des Krieges zur Welt kam und Wien erst 1945 zu leben anfing. Diese kühne Feststellung hat insofern eine gewisse Berechtigung, als er durch diesen kleinen Zeitvorsprung beobachten und achtzig Jahre später aufschreiben konnte, wie die Stadt mit der Zeit wuchs und er als in die Kunst der Zeit hineingeratener Jüngling in ihr seinen Weg fand. Was aber im Zentrum des Buches steht, ist die verlorene Liebe seines ihm unbekannten Vaters, der in Russland starb und dort begraben wurde, eine Liebe, die der Sohn ein Leben lang bei anderen mühsam suchen und manchmal auch finden wird. Er berichtet davon nicht in Form einer Dichtung, obwohl es sich um viele Erzählungen handelt, sondern um Erinnerungen, die er am liebsten schreibend loswerden würde, wie er gleich zu Beginn feststellt, um ein Ende zu finden, das es, muss er einsehen, für ihn nicht gibt, auch wenn er mit sprachlicher Genauigkeit vorgeht, eigene Korrekturen nicht ausgeschlossen.
Da ihn die Leidenschaft antreibt und Wien als Garten der Erkenntnis zu enge Mauern hat, geht die Weltentdeckung dann auch über nicht weniger als vier Kontinente. Als Stationen seien genannt: Paris. Tanger. Kalkutta. New York. Weil das noch immer nicht ausreicht, versetzt er seine Recherche über Freundschaft und Liebe durchaus logisch in die Zeit von Kleist und Hölderlin und Schiller und ein Jahrhundert später in die von Freud, Nietzsche und Hofmannsthal. Dazu kommt noch die bisher fast unbekannte Geschichte der Familie Beer-Hofmann, mit der ihn nicht nur deren verquere Liebesgeschichten und ihr zuletzt schreckliches Wien, sondern auch ganz konkret das Haus, in dem sie lebten, verbindet. Alle diese Zeiten spiegeln sich und ergänzen einander auf ungeahnte Weise, das kann ich als Schreiber dieser kurzen Einleitung getrost sagen.weiterlesen