An welchen Horizonten sollen sich die heutigen Universitäten – speziell die Universität Basel – orientieren? Antonio Loprieno plädiert für ein gesellschaftliches Narrativ, d.h. eine sinnstiftende Erzählung, welche die Vielfalt der Erfahrungen einer «offenen Universität» wiederspiegelt und unter sich verändernden Bedingungen Vertrauen zu stiften vermag. So kann es gelingen, die globalen Entwicklungen aufzunehmen, ohne dabei alle historisch gewachsenen, humanistischen und kulturell bedingten Werte abzulegen.
Die universitäre Landschaft von heute ist geprägt von einem «globalisierenden» Modell der Universität, das hegemonisch ausgerichtet ist und über internationale Rankings propagiert wird. Während einige internationale Spitzenuniversitäten über ein eigenes Narrativ verfügen, definieren sich andere hervorragende Universitäten über die Teilhabe am gemeinsamen globalisierenden Modell. Antonio Loprieno reflektiert in gewohnt prägnantem Ton die Verortung der Universität Basel in diesem Umfeld und erörtert die Konsequenzen ihrer Ausrichtung u.a. für das Fundraising oder für die Wahl von Professorinnen und Professoren. Letztere zeichnetsich gegenwärtig dadurch aus, dass die Logik der Kooptation humboldtscher Prägung, welche die Berufung als Aufnahme neuer Mitglieder in den Stand der Professorenschaft versteht, immer mehr durch jene des Wettbewerbs der Talente im Streben nach Exzellenz abgelöst wird. Die Förderung von Innovation, die stärkere Gewichtung der Messbarkeit von Forschungsresultaten, die Dominanz des Englischen zuungunsten national verwurzelter Sprachen und Kulturen sowie eine neue Kooperationspolitik, die sich vom Prinzip der Supplementarität hin zu einem Prinzip der Komplementarität bewegt, gehören ebenfalls zum zeitgenössischen universitären Narrativ, in dem sich der wandelnde Erfahrungshorizont manifestiert. Der Rektor der Universität Basel optiert weder für das «alte» noch für das «moderne», sondern für das Narrativ der «offenen Universität». Die «offene Universität» ist «komplex, aber durchsichtig, widersprüchlich, aber solidarisch», und situiert sich an den «Schnittstellen von Lokalität und Globalität» wie auch «von Wissenschaft undGesellschaft».weiterlesen