In Kafkas notorisch rätselhafter Parabel „Vor dem Gesetz“ verdichten sich die ambivalenten Motive der langen und kontroversen Geschichte des Gesetzesbegriffs: Ist das Gesetz dem Leben konstitutiv entzogen, weil dieses ihm ‚unterworfen‘ ist, oder ist das Verhältnis von Leben und Gesetz nicht ganz anders zu verstehen, weil es sich hier um keine strikte Gegenüberstellung (mehr) handelt? Aus verschiedenen Perspektiven stellen die versammelten Texte Lektüren von Kafkas Parabel vor, um Fragen der Beziehung zum Gesetz, des Verhältnisses von Sprache und Gesetz, der Möglichkeit oder Unmöglichkeit einer Bezugnahme und Reflexion auf das Recht, des Verhältnisses von Gesetz und Verfahren, von Gesetz und Fiktion etc. zu diskutieren. Daraus erwachsen unterschiedliche Deutungen dessen, was es eigentlich heißen könnte, „vor dem Gesetz“ zu stehen, und welche Freiheit hierbei im Spiel ist.weiterlesen