Moser möchte lieber nicht. Nur nichts Begonnenes zu Ende bringen. Gelebte Vorläufigkeit als letzte verbleibende Möglichkeit, sich der übermächtigen Fremdbestimmung einer veränderten, nicht mehr fassbaren Welt zu entziehen. Oder doch nur der untaugliche Versuch, die selbstgewählten Mittel seiner Abdrift in die soziale Isolation zu heiligen? – Moser und die Lehner, Nachkriegskinder aus der Muldenstraße, versuchen auf eine jeweils andere, ihnen eigene Art, sich den Zwängen ihres unverschuldet in Zeit und Ort Hineingeborenseins zu entziehen. Den Preis dafür scheinen sie in Kauf zu nehmen. Sie gehen immer nur vorläufig miteinander, trennen sich allerdings nie endgültig. Ihre Liebe ist, wenn es eine Liebe ist, eine Herkunftsliebe, heißt es da, und weiter hinten, die sich nur unzulänglich mit dem eigenartigen Zusammenspiel vertrauter Fremdheit und unverbindlicher Zuneigung erklären lässt. Die Lehner, eher pragmatisch veranlagt, will sich nicht länger verschenken, sie prostituiert sich. Moser sucht nach erlittenem Beckenbruch Schutz vor den monströsen Bedrohungen der Maschinen im Stahlwerk, zieht sich mehr und mehr in den Kosmos seiner Bücher zurück, geht nach Lübeck, immer nur vorläufig, kommt dort nie an, es verschlägt ihn immer anderswohin. Lübeck wird in Mosers projizierter Gegenwelt zur Muldenstraße zunehmend zur Metapher seiner gelebten Vorläufigkeit. Der Beginn: Es gibt keinen Grund, ein Buch über Moser zu schreiben, und es gibt keinen, es nicht zu schreiben verliert auch mit dem eigenwillig ironischen Schluss nichts an seiner latenten Unbestimmtheit. Im Gegenteil.weiterlesen