Zarte Gebilde sind die Wagnerschen Miniaturen, Kunstflüge allesamt. Auch Wagner ist Reisender und auch er misstraut dem vermeintlich sicheren Boden. Diese flugschau ist eine Verbeugung vor den Literaten und Filmemachern des großen Nachbarn, vor Mallarmé, vor Baudelaire. Dunkles kommt zur Sprache, man hört das Räuspern hinter dem Kinositz, verhaucht eine rasche Zigarette im Foyer. Technische Termini prägen den Charakter eines lyrischen Experiments. Wagner auf Autopilot, die feinen lyrischen Antennen als Richtmikrofone ausgestreckt: da ist das Aufschnappen von Gesprächsfetzen im Vorübergehen, das Mithören eines hälftigen Telefonats in der Bahn, sind die flüchtig wahrgenommenen Bildausschnitte auf öffentlichen Leinwänden, die Verwobenheit von virtueller und unmittelbarer Realität, das nächtliche Flackern der Laternen, ihr Verschwimmen auf regennassen Straßen. All das in kurzen Szenen, gleichsam angestoßen durch Erlebtes und Beobachtetes. Die lyrischen Experimente und filmischen Untertitel fügen sich im Verlauf des Lesens zu einer mitreißenden Sinfonie, die in der jüngeren deutschsprachigen Lyrik ihresgleichen sucht.
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