Wahlkorruption in der Frühen Neuzeit. Electoral Corruption in the Early Moeern Period. Corruption électorale au début de l'époque moderne
Heft 1-2
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Wahlen werden nach wie vor häufig mit moderner Demokratie gleichgesetzt, die sie in Verwirklichung bürgerlicher Gleichheit sozusagen konstitutiv herstellen sollen. Wahlen in der Vormoderne hingegen gelten als blosses Ritual, das ohnehin nur von einer privilegierten männlichen Minderheit zur Zementierung einer ständisch-patronal vorgegebenen Hierarchie zelebriert wurde. Der vorliegende Band zeigt hingegen, dass Wahlen in unterschiedlichen Gesellschaftsformen als politisches Instrument par excellence zur Herstellung von Legitimität distributiver Gerechtigkeit beim Zugang zu Ämtern und Ressourcen und zur kollektiven Verständigung über geeignete Kandidaten dienen. Gerade aufgrund ihrer gesellschaftlichen Bedeutung waren und sind Wahlen stets ein Brennpunkt von Manipulationsversuchen, Korruptionsanklagen und gesetzgeberischen Präventionsmassnahmen. Wie die Kandidaturen (lat. von «weiss», «rein») und ihre Kampagnen sind also auch Wahlen ein Vorgang, mit dem gesellschaftliche Missstände bereinigt und eine Erneuerung des gesellschaftlichen Zusammenhalts gewährleistet werden soll, und diesbezüglich gibt es frappierende Kontinuitäten zwischen Frühneuzeit und Moderne. Ein Schwerpunkt des Bandes liegt auf den frühneuzeitlichen Stadtgesellschaften Italiens, deren Tendenz zur Oligarchisierung sich paradoxerweise auch in ihrer intensiven Beschäftigung mit Wahlprozeduren ausdrückt, und die deshalb in ihrer Zeit als vorbildlich galten. Die damalige institutionelle und gesetzgeberische Kreativität in der Bekämpfung von Wahlkorruption auf der einen Seite und der Ausbalancierung dieses Regelwerks mittels klientelistischer und patronaler Strategien zur Kandidatenkür auf der anderen Seite lässt die Brisanz und Aktualität des Themas erahnen.
Inhalt:
Cristina Rosillo-Lopez: The Ancient Roman Way to Win Elections. Practices and Discourse of Electoral Corruption During the Late Roman Republic (2nd–1st century BCE)
Maud Harivel: Comment désintéresser les élections? Les mesures anti-fraudes dans la République de Venise
Dorit Raines: Les réseaux de mariage du patriciat et la »corruption« du système électoral à Venise: L’arrivée au pouvoir du doge Domenico Contarini en 1659 00
Olivier Christin: Prédiction et corruption. Parier sur l’élection des papes
Danilo Pedemonte: Sept ballotes pour un consul. L’élection de Benedetto Luxoro à l’office de consul Génois à Marseilles
Katerina Prazakova: Habsburg Empire and French Kingdom in their Struggle for the Polish Crown
Mircea Ogrin: »We have done what regents may do.« Debates on Government and Corruption in the Context of the Fettmilch Uprising in Frankfurt am Main, 1612–1616
Raphael Barat: Comment “obvier aux brigues”? La brigue dans la legislation électorale genevoise (République de Génève, XVIIe siècle)
Tom Crook and Malcolm Crook: Contesting “Corruption”: Electoral Morality and the Reform of Voting Practices in Britain and France, c. 1789–1914
Bertrand Marceau: Élection et corruption au monastère. Le triple scrutiny de Cîteaux (1625)
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