Tierversuche werden in den unterschiedlichsten Zusammenhängen durchgeführt. Biomedizinische Grundlagenforschung, medizinische Diagnose und Therapie, Pharmakologie und kriegswissenschaftliche Forschung halten sie weitgehend für unverzichtbar. Und dies, obwohl Tierversuche das seit Jahren am heftigsten diskutierte Tierschutz-Thema sind.
Tatsächlich stehen bei Tierversuchen - anders als in anderen Fällen der Tiernutzung wie zum Beispiel dem Fleischessen, der Jagd oder der Ausstellung von Tieren in Zoos - vitale tierliche und menschliche Interessen einander gegenüber. Das macht die Frage von Tierversuchen gewissermaßen zum Testfall für die menschliche Fähigkeit zur Unparteilichkeit: Kann die Zugehörigkeit zur biologischen Gattung relevant dafür sein, ob einem Lebewesen ein moralischer Status zukommt oder nicht?
Sollten wir zu der Auffassung gelangen, daß gleiche Interessen von Individuen unabhängig von ihrer Gattungszugehörigkeit gleich zu berücksichtigen sind, so kann dies zu Konsequenzen führen, die unseren moralischen Intuitionen radikal entgegenstehen. Eine drastische Veränderung unseres Alltagsverhaltens wäre danach ebenso unverzichtbar wie eine grundlegende Revision der moralischen Problematik von Tierversuchen.
Die ethische Diskussion, so die Behauptung des Autors, muß sich von den Fragen lösen, die bislang im Vordergrund der Tierschutzdebatte standen. Die Frage der Berechtigung von Tierversuchen kann nicht primär in Aspekten wie der Nützlichkeit, der möglicherweise verrohenden Wirkung von Tierversuchen auf den Menschen oder der Aufstellung von Kriterien für eine möglichst artgerechte Tierhaltung entschieden werden. Vor dem Hintergrund der Forderung einer gleichen Interessensberücksichtigung muß die zentrale Frage vielmehr lauten, "ob wir überhaupt und unter welchen Umständen Tiere als lebende 'Ressourcen' für menschliche Zwecke bereithalten, quälen und schließlich töten dürfen".
Im vorliegenden Buch zeigt Johann S. Ach, daß es "dieselben Gründe sind, die es verbieten, Tiere wie Menschen zu quälen bzw. zu töten".weiterlesen