Ein jüdischer Junge überlebt deutsche Massaker in der Ukraine und erlebt als ukrainischer "Ostarbeiter" eine deutsche Weihnacht in Berlin
Produktform: Buch
Aus dem Vorwort des Herausgebers
Der Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 – 2011 vor 70 Jahren – führte dann zur Schoáh, zur Katastrophe, für die jüdische Bevölkerung in allen deutschbesetzten sowjetischen Territorien. Den kämpfenden deutschen Truppen auf dem Fuße folgten damals die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD: Einsatzgruppe A im Baltikum, Einsatzgruppe B in Weißrußland, Einsatzgruppe C (mit den Sonderkommandos 4a und 4b sowie den Einsatzkommandos 5 und 6) für die Ukraine und Einsatzgruppe D für Bessarabien, die Südukraine, die Krim und Kaukasien. Die Aufgabe dieser Einsatzgruppen mit einer Stärke von insgesamt ca. 3.000 Mann bestand in der mehr oder weniger sofortigen oder jedenfalls baldigen Liquidierung der jüdischen Bevölkerung direkt vor Ort.
Die Tötung der Juden wurde in den sogenannten "Ereignismeldungen UdSSR" von den Einsatzgruppen selbst dokumentiert: Nr. 1 ist am 23. Juni 1941 datiert, die letzte ist Nr. 195 vom 23. April 1942. Allein in den ersten drei Wochen nach dem 22. Juni 1942 wurden z.B. in Lwiw (Lwow, Lemberg 3.000, Chernivtsi (Czernowitz) 2.400, Kamenez-Podilskij 14.000 Menschen ermordet. Das Sonderkommando 4a der Einsatzgruppe C hatte allein bis zum 6. September 1941 insgesamt 11.328 Juden liquidiert. Grausiger Höhepunkt war das Massaker von Kiew Babij Jar, wo am 29. und 30. September 1941 33.771 Juden erschossen wurden, Männer, Frauen und Kinder. Man schätzt, daß 1941 bis 1944 ca. 1,4 der rund 2 Millionen Juden auf ukrainischem Territorium ermordet wurden. Insgesamt dürften über 2,2 Millionen, d.h. fast die Hälfte der auf sowjetischem Territorium lebenden ca. 4,7 Millionen Juden den Deutschen und ihren Verbündeten zum Opfer gefallen sein, davon vom Sommer 1941 bis Frühjahr 1942 etwa ein Drittel, d.h. ca. 700.000. Überdies wurden allein aus der Ukraine und angrenzenden Gebieten bis 30. Juni 1944 fast 2.200.000 Menschen als "Ostarbeiterinnen" und "Ostarbeiter" auf deutsches Reichsgebiet verbracht. – Das sind nur einige wenige Daten zum Kontext der folgenden außergewöhnlichen Überlebens- und Nichtüberlebensgeschichte aus der Ukraine.
Die Deutschen besetzen die südwestukrainische Kleinstadt Dunajewtsi (Dunaivsti), die Stadt seiner Familie mit ca. 5.000 Juden, am 11. Juli 1941. Wie durch mehrere Wunder gleichzeitig überlebt der jüdische Junge Karl Iosifowitsch Epstein den ersten grausamen Pogrom am 8. Mai 1942, während dessen ca. 2.500 Juden in einer Phosphat-Mine bei lebendigem Leibe begraben werden. Er übersteht anschließend das unmenschliche Leben und Leiden im Getto von Dunajewzi überlebt, um vor dem zweiten Pogrom am gleichen Ort am 18. Oktober 1942 die Flucht vor dem sicheren Tod zu riskieren, was ihm unter wahnwitzigen Umständen und mit schier unglaublichem Glück tatsächlich gelingt.weiterlesen