Häusliche Gewalt ist zwar in den letzten Jahren ein Stück weit enttabuisiert worden, und doch haben viele Menschen immer noch Mühe, dieses Thema als ein gesellschaftliches Problem anzuerkennen und es nicht mit dem Etikett des Selbstverschuldens abzuqualifizieren. Mit der Globalisierung weitet sich zunehmend die Sichtweise auf dieses Phänomen, für welches es so etwas wie universale Ingredienzien gibt: das Machtgefälle zwischen TäterIn und Opfer, die emotionalen Verstrickungen beider Seiten und die erhöhte Verletzlichkeit der Opfer im häuslichen Rahmen, der doch Geborgenheit vermitteln sollte. Das Frauenhauskochbuch vereinigt unterschiedliche Sichtweisen auf dieses Thema. Kurze, sehr persönliche Geschichten über die Rezeptautorinnen erzählen von der Herkunft des Rezeptes und geben einen Einblick in die Lebenssituation der Frau und ihrer Kinder. Ausgewählte Hintergrundinformationen zu der Situation der Frauen im Herkunftsland der Rezeptautorinnen stellen diese individuellen Geschichten in einen globaleren Rahmen.Yasmin Gutiérrez, selber eine passionierte Köchin, hat über Jahre mit Faszination und Bewunderung die Frauen bei der Entfaltung ihrer persönlichen Kochkünste beobachtet. Auf der Suche nach einem Weg, wie die Frauen für dieses engagierte, vielfältige Können Wertschätzung und Anerkennung erhalten könnten, ist die Idee des Kochbuches entstanden. Die Rezepte aus 17 Ländern sind den Gegebenheiten im Frauenhaus entsprechend günstig, meist ohne Schweinefleisch und in der Regel einfach zuzubereiten. Auf farbenfrohen Fotografien geben tätige Hände Anleitung: kräftig knetend, zierlich dekorierend, schwungvoll rührend. Die Hände widerspiegeln die Vielfalt der Frauen und stehen stellvertretend für die Rezeptautorinnen, die anonym bleiben. Über die eingeflochtenen kurzen Geschichten von den kochenden Frauen gelingt es Yasmin Gutiérrez, die individuellen Eigenschaften und Verhaltensweisen jeder Frau zu erfassen, so dass sie vor unserem inneren Auge an Konturen gewinnt. Damit lässt sie im Frauenhaus Schutz und Beratung Suchende nicht als Opfer erscheinen, sondern als kreative, handelnde Persönlichkeiten.weiterlesen