Wie Deutsch ist das Abendland?
Geschichtliches Sendungsbewusstsein im Spiegel der Musik
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
In seinem streitbaren Essay untersucht Karbusicky die deutsche Musikgeschichtsschreibung. Er kann der Disziplin - auch ihren als "fortschrittlich" geltenden Fachvertretern - einen prononzierten Deutschzentrismus bei der Auswahl ihrer vermeintlich als "Epoche-machend" klassifizierten "Liebslingskomponisten" nachweisen. Mehr als ihnen lieb gewesen sein dürfte, waren diese Wissenschaftler Kinder ihrer Zeit und übernahmen jene philosophischen Traditionen (deutsch-Hegelisches "Vorherrschaften"), die auch den "Griff zur Weltmacht" geistig vorbereiteten oder legitimierten.
Karbusicky belegt, dass Fachvertreter wie Theodor W. Adorno (1903-1969), Hans Heinrich Eggebrecht (1919-1999) und andere Fachvertreter romanische, slavische und andere Musiktraditionen in ihren Werken ignorierten oder sie lediglich "als landesspezifische" Erscheinungen an den Rand stellten. Die Kategorie des "Abendlands" (wie Eggebrecht sie in seiner Musikgeschichte einführt) gesellt sich so in die Tradition jenes unheilvollen deutschen Sendungsbewußtseins.
"Das Buch wendet sich gegen die einseitige Glorifizierung des Teiles der europäischen Kultur, der nebulös und unübersetzbar als 'Abendland' bezeichnet wird, und warnt vor mehrfach mibrauchter Aufteilung in Hauptströme (implizit 'übergeordnet und wertvoll') und Nebenströme (nicht gesetzmäßig, 'minder wert')." (Musicology, Prag)
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