WIE GEHT ES DIR, MIR GEHT ES GUT
Produktform: Buch
Ein Stapel Briefe – Briefe eines Jungen an seine Mutter – aus dem Durchgangsheim Schmiedefeld, aus dem Spezial-Kinderheim Wenigenlupnitz, aus dem Jugendwerkhof Wittenberg; einige wenige aus einer Trennung von Mutter und Sohn davor. Es gibt eine Lücke, über die geschwiegen wird.
Der Junge ist am Beginn 14 Jahre alt; er wird knapp 18 sein, wenn er entlassen wird.
Es ist die Hälfte der Kommunikation zwischen Sohn und Mutter – die andere Hälfte erschließt sich nur andeutungsweise:
Über das Schreiben der Kinder in Heimen wissen wir viel: In der Regel wurden Briefe gelesen; sie mussten erneut geschrieben werden, wenn es unerlaubte Inhalte gab oder wenn sie von der gewünschten Form abwichen.
Alexander Matzke schreibt in einem seiner Briefe aus dem Durchgangsheim Schmiedefeld, der ersten Station in der Heimbiografie von Alexander, in dem er zweieinhalb Monate verbrachte: “Schreiben darf [ich] nur am Wochenende, 3 Briefe“.
Über das Lesen der Briefe von „draußen“ wissen wir so gut wie nichts. Briefe der Mütter, der Geschwister, der Freundin oder des Freundes ins Heim sind in den meisten Fällen nicht erhalten. In den 530 archivierten „Übergabeprotokollen“, die beim Wechsel aus dem Durchgangsheim Schmiedefeld in ein anderes Heim angefertigt wurden, und die auf der Formularrückseite armselig geringe private Habseligkeiten auflisteten, findet sich in ganzen neun Fällen die Notiz über aufgehobene Briefe. Auf dem Übergabeprotokoll für Alexander, angefertigt bevor er von Schmiedefeld nach Wenigenlupnitz in das dortige Spezial-Kinderheim, auf „Transport“ geschickt wurde, ist kein Brief erwähnt.weiterlesen
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