Auf dem Deckel eines meiner frühen Tagebücher steht der altkluge Satz: NICHTS IST DEM GREIS SO LIEB, WIE DAS, WAS ER ALS KNABE SCHRIEB. Heute, siebzig Jahre später, im „gesegneten Alter“ von 82 Jahren, füge ich hinzu, daß das während meiner Sturm- und Drang-Zeit Geschriebene nicht weniger aufschlußreich und unterhaltsam wäre, wenn ich es denn lesen könnte. Die mein Leben begleitende und leitende Schicksalsgöttin hat es mit mir nicht immer leicht gehabt, aber sie hat es, alles in allem, doch stets gut mit mir gemeint. Bis auf die Tatsache, daß sie mich zum Schluß noch mit der altersabhängigen Makula-Degeneration schlug. Glücklicherweise bin ich noch nicht gänzlich erblindet, vermag jedoch Geschriebenes, Gedrucktes, Gemaltes und Fotografiertes nicht mehr zu erkennen. Was mir die meisten Freuden bereitete, muß ich entbehren. Das Lesen und Schreiben, das Pilzesuchen und nicht zuletzt das lustvolle Betrachten hübscher Mädchenbeine unterm Miniröckchen. Die Jahre, da der Mensch von Hoffnungen getrieben wird, gehen gar zu schnell vorüber. Wohl dem, der diese Zeit so nutzte, daß er den Rest seiner Tage mit Erinnerungen füllen kann.weiterlesen