Wie Religion verstehen?
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
sachgerecht und konstruktiv von Religion zu sprechen und religiöse Sprache im Religionsunterricht aufzuschließen, ist eine anspruchsvolle Herausforderung, der sich Religionslehrerinnen und -lehrer täglich zu stellen haben. Es ist ja kein Geheimnis: Was gestern vielleicht noch selbstverständlich und ohne großen Erklärungsbedarf gewissermaßen selbstredend auf Resonanz stieß oder zumindest zu stoßen schien, sprich Widerhall erzeugte und Verstehen erwarten ließ, das ist heute kaum noch anschlussfähig an die Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler. Religiöse Sprache scheint Fremdsprache, ihre Bilder unbekannt. Deshalb fragt die vorliegende Ausgabe danach, wie es gegenwärtig gelingen kann, dass Kinder und Jugendliche einen Zugang zu Religion als Rückbindung des Menschen an eine geglaubte Transzendenz finden – im Sinne eines vielleicht ersten Nachdenkens über die sogenannten Großen Fragen: Woher komme ich? Wer bin ich? und Wohin gehe ich?; dann aber auch im Sinne eines vertieften Kennenlernens und Verstehens von christlichem Glaubenswissen und gelebter Religiosität – weil, so unsere Überzeugung, all dies Schülerinnen und Schülern Orientierung geben und für ihr Leben bedeutsam sein kann.
Wie sehr dies insbesondere die Methode des Theologisierens anzubahnen vermag, macht Sabine Pemsel-Maier im ersten Beitrag des Informationsteils deutlich, die sie unter den drei Perspektiven einer Theologie der Kinder, mit Kindern und für Kinder entfaltet und dabei auch notwendige Kompetenzen auf seiten der Lehrperson beleuchtet. Lothar Kuld führt in Anlehnung an Forschungsergebnisse von Fritz Oser aus, wie sich Gottesvorstellungen von Kindern während ihres Heranwachsens verändern und weiterentwickeln. Hierbei hebt der Autor in Anlehnung an empirische Forschungsergebnisse hervor, dass Kinder besonders über die Unsichtbarkeit Gottes nachdenken. Joachim Kunstmann weist auf das Potenzial von Bildern und Symbolen in der Popkultur für die religionspädagogische Arbeit mit Jugendlichen hin und Heike Helmchen-Menke arbeitet heraus, dass das theologische Gespräch bereits mit Kindergartenkindern sinnvoll und notwendig ist, weil sie existenzielle Fragen stellen und weiterführende Anregungen zum Nachdenken benötigen.
Die im Informationsteil aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtete Thematik entfaltet der Materialteil in vier unterrichtspraktischen Bausteinen: Daniela Bayer-Wieds Entwurf zielt darauf, Kinder in der dritten oder vierten Klasse mithilfe des Symbols Herz für Selbst- und Fremdwahrnehmung zu sensibilisieren und nach dem fragen zu lassen, was dem (eigenen) Herzen gut tun kann. Biblisch liegt der Fokus auf der Heilung des blinden Bartimäus. Sabine Baßler stellt in ihrem Unterrichtsbaustein für die Klassenstufen 5/6 der Gemeinschaftsschule Impulse vor, anhand derer sie den Unterschied zwischen Zeichen und Symbolen erarbeitet, den Bedeutungsgehalt des Symbols Brot vertiefend erschließt und damit die religiöse Sprachfähigkeit von Schülerinnen und Schülern fördert. In enger Anlehnung an Joachim Kunstmanns oben erwähnte Ausführungen zur Popkultur gibt Tobias Zugmaier Lernanregungen für die Klassenstufe 7 zum Thema Jesus in der Alltags- und Jugendkultur und Sr. M. Paulis Mels FSGM macht schließlich deutlich, welche neuen Möglichkeiten die inzwischen zu zwei Dritteln fertig gestellte Bibel in Leichter Sprache für den Religionsunterricht an sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren und in inklusiven Settings eröffnet. Wie stets runden weiterführende Literaturhinweise und interessante Linktipps in bewährter Weise die Publikation ab.
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre – auch in der Begegnung mit Le Corbusiers Form- und Symbolsprache in der Pilgerkapelle Notre Dame du Haut in Ronchamp – und gewinnbringende Lernimpulse für Ihren Religionsunterricht.weiterlesen
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