Wilhelm Wundt (1832–1920)
Gesamtwerk: Einführung, Zitate, Kommentare, Rezeption, Rekonstruktionsversuche
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Wundts Konzeption der Psychologie entstand während einer jahrzehntelangen Forschung
und Lehrtätigkeit, die ihn von der Neurophysiologie zur Psychologie und Philosophie führt.
Er hat damit einen theoretischen Horizont geschaffen wie kein späterer Psychologe.
Sinnespsychologie, Neuropsychologie,
Psychophysiologie, Tierpsychologie,
Allgemeine Psychologie,
Kulturpsychologie, Ethik,
Erkenntnistheorie und Methodologie,
Philosophie
Die Allgemeine Psychologie und die Kulturpsychologie („Völkerpsychologie“) haben eine
gemeinsame Basis in Wundts Prozesstheorie psychischer Verbindungen: der Apperzeptionstheorie.
Wundt hat auch die erste genuine Wissenschaftstheorie der Psychologie entwickelt.
Dazu gehört eine vielseitige Methodik, gleichermaßen eine Kompetenz für das experimentelle
und das interpretative Verfahren.
Wenn zeitweilig im Hauptstrom der Psychologie einseitige Auffassungen anziehend sind –
Kognitivismus oder neurowissenschaftlicher Reduktionismus, die narrative Wende oder die
computergestützten Modellierungen, die qualitative Psychologie, die phänomenologische
Orientierung, die Psychoanalyse oder die gesellschaftskritische Neue Psychologie – ist es
angebracht, an den theoretischen Horizont des Gründers der Psychologie als Disziplin zu
erinnern. Er versuchte, geisteswissenschaftliche und naturwissenschaftliche Forschungsrichtungen
zu verbinden – in einem souveränen Umgang mit den kategorial grundverschiedenen
Betrachtungsweisen des Zusammengehörigen. Hier argumentierte Wundt bereits
in der Gründungsphase der Psychologie auf einem hohen Anspruchsniveau metawissenschaftlicher
Reflexion, und dieses Anregungspotenzial ist bei weitem nicht ausgeschöpft.
Attraktiv geblieben ist Wundt wegen der von ihm angestrebten Einheitlichkeit der Wissenschaftskonzeption,
denn es mangelt heute an anspruchsvolleren Diskussionen über den
bestehenden Pluralismus der Richtungen und über koordinierte Strategien. Dazu gehören
die kritische philosophische Reflexion der eigenen Voraussetzungen, die Fähigkeit und
die Bereitschaft zu einem systematischen Perspektivenwechsel, gerade in der Psychologie,
in der Forschung, im Studium und in der beruflichen Praxis.weiterlesen
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