Wir Schurken
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Peter Sonnbichler ist ein Bewahrer. Er bewahrt kostbare Momente davor, vergessen zu werden, auch behütet er eine Zeit, die erst kürzlich verflossen ist, aber als Epoche – vor dem Handy, dem Internet und der politischen Korrektheit –
Sonnbichler bewahrt so auch das Land vor dem Vergessen, eines, das nicht einzig als Naherholungszone oder Mountainbike-Strecke Wert hat.
Tätigkeiten, wie sie selbst am Land eher nur mehr am Nagel hängend aufgefunden werden, sind in seinen Geschichten höchst lebendig. Heuen, Strohballen binden, Kühe treiben, mähen – jedenfalls werden diese Arbeiten heute fast nur noch von Maschinen verrichtet.
In gewisser Weise ähneln seine Kindheitserinnerungen denen des großen Peter Rosegger, obschon mir ein Vergleich müßig erscheint. Zwar klingen Ähnlichkeiten an – das erste leuchtende Licht – als bei Rosegger die Gaslampe angezündet wird, bei Peter Sonnbichler der elektrische Storm eingeleitet, die Differenzen mit der Eisenbahn, die bei Rosegger noch als „Teufelswerk“ in den Semmeringtunnel wie in die Hölle hineindampft. Bei Peter Sonnbichler sind es die Rivalitäten der Bauernjungen mit dem Eisenbahnpersonal, das für die Verstädterung, die zukünftige – heute längst Realität gewordene – Globalisierung steht.
Franz Innerhofer entriss manch trostloses Schicksal dem Dunkel, die Ausweglosigkeit, die die Moderne in den Seelen der Menschen anrichtete, holte leider gar ihn ein. Allerdings benutzt der von den Städtern dominierte Literaturapparat Innerhofers Werk, um die Rückständigkeit, die Unterlegenheit des Landes gegen die Weltstadt zu zementieren. Ein Peter Rosegger wird geschmäht, von den Größen der Literaturszene verachtet – den nach dem Naturdichter benannten Preis aber nehmen sie gern und undankbar entgegen.
Bei Peter Sonnbichler klingt das harte Leben am Land unverbrämt an. Aber ebenso die Schönheit, die solch ein Leben für Kinder bereithält, sosehr sie auch auf den Höfen mitzuschuften haben. Dabei wird Sonnbichler weder sentimental noch besonders romantisch – Attribute die man wie aus der Pistole geschossen bezüglich Rosegger hört, äußert sich überhaupt jemand zu dem „Vorgestrigen“. In der Geschichte Karls wird überdeutlich, wie einsam auch am Land eine Existenz verlaufen kann, und wie bitter enden… Schicksale, welche heute zuhauf in den Städten zu finden sind.
Seltsam, dass in der (Gegenwarts-)Literatur über das Land, die Natur, die Beziehung der Menschen zur Natur so rückständig berichtet wird, wie zum Höhepunkt der Moderne, als wäre alles da draußen außerhalb der Stadtmauern dampfender Dschungel, der mit seinem schwarzen Herz jeden Unbedachten verschlingt. Dabei hören wir zunehmend, gar aus akademischen Kreisen, wie unersetzlich Natur ist. Der Aufenthalt im Wald – zum Waldbademeister kann man sich gar ausbilden lassen! –, das Spazieren, Wanderungen, Garteln wenigstens im Gemeinschaftsbeet, alles mit Natur sei gesund; nichts mehr von Finsternis im Dickicht ist zu vernehmen – außer in den Köpfen unserer Literaten und Literatinnen.
„Wir Schurken“ Peter Sonnbichlers wird kulturgeschichtliche Relevanz haben. Er wird gefeiert werden, als einer der ersten in Österreich, die die Natur nicht als schmutziges Übel hinstellen, von da irgendwo her unsere Nahrung kommt. Also werden seine Reminiszenzen in Zukunft Bedeutung haben.weiterlesen
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