Im Grunde entstand alles aus einer Verlegenheit: Urlaub
bei der Familie in Vorarlberg, Langeweile am Abend und
kein Arbeitsmaterial zum Erstellen von Collagen dabei.
Doch auf dem Küchentisch liegt eine Ausgabe der
„Wann & Wo“, der regionalen Gratiszeitung, die sonntags
an alle Haushalte geht! Während ich sie also in Schnipsel
zerteile und diese wieder neu zusammenfüge und -klebe,
offenbart mir das hauchdünne gräuliche Papier mit den
grob gerasterten Fotos in eher minderwertiger Qualität
plötzlich seinen morbiden Charme. Durch die geringe
Opazität des Papiers und das Aufbringen des Klebstoffs
erhält die Montage eine beinahe malerische Anmutung,
die auf digitalem Weg so nicht zu erzielen wäre. Ich bin
fasziniert und überlege mir ein Projekt. Verwendet wird
ausschließlich Bildmaterial aus der „Wann & Wo“ der Ausgaben von April bis Juni 2022.
In Collagetechnik zeige ich Ansichten von Personen, die
sich unzweifelhaft in schlechtem körperlichen Zustand
befinden. Was genau passiert ist, ist offen: Wurden sie
ermordet oder Opfer eines Unfalls, sind sie bereits verwest
oder war der „Fotograf“ bei der Tat zugegen, sieht man
eine zerstückelte Leiche oder „nur“ den bewusstlosen
Teilnehmer einer Schlägerei? Fragen, die nun noch eine
Antwort in Gestalt einer Geschichte brauchen.
Dazu lade ich fünf AutorInnen und Künstler ein, die einen
Hergang (der den Zustand der jeweiligen Figur verursacht
haben muss), in frei gewählter Form und Perspektive
erzählen, skizzieren, beschreiben, erklären, rechtfertigen,
verteidigen, dokumentieren, lösen.
Susanne Wimmerweiterlesen