Neue Lyrik mit Doppelpunkten. Mit dem Doppelpunkt hat die Autorin so etwas wie das Signet ihrer lyrischen Arbeit in den Text hineingewoben. Er impliziert für sie das Atemholen und zeigt an, dass das Gesagte nie ganz am Anfang steht, dass es also seinerseits selbst "ausgezehrt"- also in alle Richtungen hin- und her gezogen werden kann, gleich einem Gummiband. Und diese Tatsache ist vor allem in Zeiten der Biomacht, in denen alles optimiert wird, funktionieren soll und einen Rahmen schaffen will, wichtig – es gilt, an die Ränder des Sagbaren, der Form und der Struktur zu gelangen! Wie aber geschieht dies in einem künstlerischen Text? Wie auch immer: der Doppelpunkt ist ein wichtiges formales Element. Der anhaltende hypnotische Gesang der Stimme indes ist unkontrolliert: Er reißt eine Schneise in die Wirklichkeit, der ein Leuchtfeuer aus schillernden Mächten und Gestalten folgt. Text um Text frisst sich dieses Feuer in Hirn und Herz und lässt ein Lied erklingen – von Liebe und Zorn, von Schmerz und Schönheit, von Dunkel und Licht. Formal wird mit einzelnen Sprachräumen- und Sujets (Kindheit, Angst, Verlust) gearbeitet – und die Syntax gebrochen oder neu Erfundenem, je nachdem was das einzelne Gedicht erfragt.weiterlesen